Präsident Berisha bleibt wohl am Ruder. Nachwahlumfragen und erste Ergebnisse sehen ihn vorn. Reicht die Demokratisierung Albaniens bereits für die EU-Mitgliedschaft?

Tirana. In Albanien haben sich die regierende Demokratische Partei und die Sozialisten bei der Stimmauszählung der Parlamentswahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen geliefert. Nach inoffiziellen Ergebnissen aus 938 der 4753 Stimmbezirke lag die Partei von Ministerpräsident Sali Berischa mit fast 41 Prozent knapp vor den Sozialisten, auf die 39,3 Prozent entfielen. In Sitzen umgerechnet bedeutet das für die Regierungspartei 66 Sitze und für die von Tiranas Bürgermeister Edi Rama geführten Sozialisten 65 Mandate. Das US-Meinungsforschungsinstitut Zogby sagte für Berischas Partei 69 Sitze und für die größte Oppositionspartei 55 Sitze voraus. Das offizielle Wahlergebnis wird vermutlich erst am Dienstag kommen.

Hunderte von Berishas Anhängern feierten bereits ausgelassen und ließen Feuerwerke in den Himmel steigen. Beide Kandidaten hatten eine Bekämpfung der Armut versprochen und erklärt, sie wollten das Land auf eine EU-Mitgliedschaft vorbereiten. Die Wahlnachfrage des im Kosovo ansässigen Instituts Gani Bobi sah die Demokratische Partei mit 47,5 Prozent in Führung, die Sozialisten kamen demnach auf 38,8 Prozent. Auch das US-Institut Zogby International sah Berisha in Führung, allerdings könnten der Demokratischen Partei demnach zwei Sitze bis zur absoluten Mehrheit von 71 Mandaten fehlen.

Eine andere unabhängige Hochrechnung des in Italien ansässigen Forschungsinstituts IPR sah Berisha vier Prozentpunkte vor seinem schärfsten Konkurrenten. Die Sozialisten warnten nach Veröffentlichung der Hochrechnung vor voreiligen Schlüssen und riefen die Wähler dazu auf, auf das amtliche Wahlergebnis zu warten. Die Wahl galt als wichtiger Test für die Demokratisierung des Balkanstaates und seiner Eignung für eine EU-Mitgliedschaft.

Nach der Stimmabgabe sprachen sowohl Berisha als auch Rama von einer hohen Wahlbeteiligung. Berisha erklärte, nach vorläufigen Zahlen sei die Wahlbeteiligung rund 15 Prozentpunkte höher als vor vier Jahren. Damals betrug sie 49 Prozent. Rund 3,1 Millionen Bürger waren zur Stimmabgabe aufgerufen. Nach Manipulationsvorwürfen bei vorangegangenen Wahlen hatten die EU und die USA eine freie und faire Abstimmung angemahnt. 500 internationale und 3000 albanische Beobachter überwachten die Wahl.