Der Konflikt wird meist als Streit zwischen Protestanten und Katholiken bezeichnet. In Wirklichkeit geht es nicht um Glaubensbekenntnisse, sondern um Macht, Einfluss und die besseren Verdienstmöglichkeiten.

Der Konflikt in Nordirland wird meist als Streit zwischen Protestanten und Katholiken bezeichnet. Formal ist das auch richtig, nur geht es in Wirklichkeit nicht um Glaubensbekenntnisse oder liturgische Fragen, sondern von Anbeginn um Macht, Einfluss und die besseren Verdienstmöglichkeiten.

Die londontreuen Protestanten hatten stets die besseren Posten, die Schlüsselstellen in der Verwaltung und beherrschten die Polizei. Dass nach Jahrhunderten des blutigen Streits mit dem Karfreitagsabkommen von 1998 ein tragfähiger Kompromiss gefunden wurde, grenzte an ein Wunder. Dass er jetzt ins Wanken gerät und ein Polizist unter den ersten Opfern ist, nicht. Die Ordnungshüter sind noch immer meist Protestanten, und in der Wirtschaftskrise brechen Existenzängste und Gefühle der Benachteiligung wieder auf. Das versuchen die Extremisten unter den radikalen Katholiken für ihre Zwecke zu nutzen. Nur wenn die Gewöhnung an Frieden und Sicherheit bei den Nordiren größer ist als Ängste und alter Hass, haben sie keine Chance.