Wenige Stunden nach dem Tod des Präsident Lansana Conte hat das Militär die Macht im westafrikanischen Guinea übernommen. Hauptmann Moussa Dadis Camara verkündete im staatlichen Rundfunk, das Militär habe die Regierung aufgelöst und die Verfassung außer Kraft gesetzt.

Conakry. Truppen sind zwar derzeit auf den Straßen Conakrys nicht zu sehen, allerdings auch keine Zivilisten: Seit Parlamentspräsident Aboucar Sompare am Dienstagmorgen den Tod des amtierenden Präsidenten Conte bekannt gab, sind die Straßen der Hauptstadt wie leergefegt. General Conte regierte das Land während der letzten 24 Jahre, nachdem er 1984 durch einen unblutigen Militärputsch an die Macht kam.

Nun soll ein "beratendes Gremium", zusammengestellt aus hohen Militärs und zivilen Führungspersönlichkeiten, an Stelle der Regierung treten: Die staatlichen Stellen seien "unfähig, die Krise zu lösen, mit der das Land konfrontiert ist", sagte Hauptmann Camara. Kernthemen des Gremiums sollen die Sanierung der Wirtschaft des trotz seiner Rohstoffvorkommen bitterarmen Landes sowie die Bekämpfung der Korruption sein. Laut einer Statistik von 2003 gehört Guinea zu den 15 ärmsten Ländern der Erde. Trotz reicher Bodenschätze - neben Diamanten, Gold und Eisenerz verfügt das Land über zwei Drittel der weltweiten Bauxitvorkommen - lebt der größte Teil der rund 8,5 Millionen Guineer in bitterer Armut. Außerdem gelten Wirtschaft und Politik als hochgradig korrupt.

Kurz vor der Ankündigung des Militärs hatte Ministerpräsident Ahmed Souare, der erst seit wenigen Monaten im Amt ist, noch um Ruhe im Land gebeten und eine 40-tägige Trauerzeit angekündigt. Er wird von der Opposition und anderen Stimmen im Land als "ungeeignet" kritisiert.