Islamische Rebellen im vom Bürgerkrieg zerrütteten Somalia wollen angeblich die Seeräuberei am Horn von Afrika bekämpfen. „Wir sind gegen Piraten“, sagte ein Sprecher der Aufständischen, Scheich Abdirahim Isse Adow.
"Falls wir Piraten sichten, werden wir gegen sie vorgehen." Aktueller Anlass ist die spektakuläre Kaperung des saudischen Supertankers "Sirius Star" vor einer Woche im Indischen Ozean. Das Schiff mit Öl im Wert von 100 Millionen Dollar an Bord liegt seit Dienstag vor dem somalischen Piratenschlupfwinkel Haradhere in der halbautonomen Region Puntland vor Anker.
Rebellensprecher Adow sagte zur Lage im Küstengebiet: "Wir haben Harardhere unter Kontrolle, es wäre unmöglich für Piraten, sich dort zu verstecken." Die Islamisten hatten sich empört darüber gezeigt, dass das Schiff eines muslimischen Landes gekapert worden war. Die Seeräuber sollen angeblich 25 Millionen Dollar Lösegeld verlangen. Der Tanker war den Piraten rund 830 Kilometer südöstlich des kenianischen Hafens Mombasa ins Netz gegangen - weit entfernt vom Golf von Aden vor Somalia. Unterdessen haben somalische Piraten einen griechischen Tanker und seine 19-köpfige Besatzung freigelassen. Nach Angaben der griechischen Küstenwache vom Samstag handelte es sich um den 9000 Tonnen großen Tanker "Genious". Ein Sprecher sagte der dpa: "Alle Besatzungsmitglieder sind frei. Ob die Reederei Lösegeld gezahlt hat, können wir nicht sagen." Der unter der Flagge Liberias fahrende Tanker war Ende September vor der Küste Somalias gekapert worden. Die Besatzung stammt aus Rumänien.
Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) dringt auf ein europäisches Mandat mit einer klaren Rechtsgrundlage für den Kampf gegen die Piraten vor der Küste Somalias. "Es muss ein robustes Mandat sein, das zur Abschreckung beiträgt und ein wirkungsvolles Handeln ermöglicht", sagte Jung der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" ("FAS"). Damit könnte die deutsche Marine auch mit Waffengewalt gegen Piraten vorgehen. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte: "Angesichts der immer größeren Dreistigkeit der somalischen Piraten müssen wir dringend handeln. Wir brauchen endlich wieder sichere Seewege am Horn von Afrika."
Die Bundesregierung will die geplante Militär-Mission der EU mit einer Fregatte unterstützen. Rechtliche Unklarheiten bestehen aber vor allem über die Befugnisse der deutschen Marinesoldaten - etwa, ob sie Polizeiaufgaben wie Verhaftungen übernehmen dürfen. Nach dem Grundgesetz sind die Aufgaben von Soldaten und Polizisten eindeutig getrennt.