Es war ein rabenschwarzer Tag, an dem die New Yorker Börse fast 1700 Punkte niedriger schloss als am Abend der ersten TV-Debatte zwischen Barack...

Es war ein rabenschwarzer Tag, an dem die New Yorker Börse fast 1700 Punkte niedriger schloss als am Abend der ersten TV-Debatte zwischen Barack Obama und John McCain. Die trübe Grundstimmung in Amerika legte sich wie Mehltau über das zweite Duell in einer Universitätsaula in Nashville. Ernst, geradezu mürrisch legten die Zuschauer ihre Fragen vor, mit verdrießlichen Mienen gaben die Kandidaten Auskunft. Eine Wegweisung aus dem ökonomischen Jammertal war nicht dabei, mit verbalen Arabesken wanden sich Republikaner und Demokrat aus schlüssigen Antworten auf die zielführende Frage des Moderators, ob es mit der US-Wirtschaft zunächst weiter bergab gehen werde, bevor die Konjunktur sich eventuell aufhelle.

Prinzip Hoffnung statt Programm: "Es kommt darauf an, was wir tun", blieb McCain im Ungefähren und setzte in gewohnt patriotischer Aufwallung auf die amerikanischen Arbeiter, "die besten der Welt", Obama seine Hoffnungen ganz allgemein in die US-Wirtschaft. Mit wichtiger Miene präsentierte McCain dann den einzig konkreten Vorschlag, als Präsident werde er das US-Schatzamt anweisen, alle faulen Hauskredite aufzukaufen - was mit mindestens 300 Milliarden Dollar zu Buche stehen würde. Und verwies zu Detailfragen an seinen Pressestab.

Obama konterte, dies sei ein alter Hut und im Kern längst Bestandteil des Rettungsprogramms.

Mit Gusto geißelten beide die verwerfliche Gier der Wall Street, tänzelten aber behände beiseite, als sie aufgefordert wurden, auch jene Verbraucher in die moralische Verantwortung zu nehmen, die sich freiwillig total überschuldet haben. Lieber überschütteten sie sich gegenseitig mit Anwürfen unverantwortlichen Verhaltens in der gärenden Krise und verteilten die Lockspeise von Steuersenkungen.

McCain wirkte in dieser Debatte so alt, wie er auch ist, und vergab die Chance, seinen Rückstand in den Umfragen aufzuholen. Obama wirkte agiler und irgendwie schon präsidialer, vermochte aber konzeptuell auch nicht zu überzeugen.

Das Fazit nach 90 Minuten nervenschonender Plauderei: Wir sind zwar keinen Schritt weiter. Aber gut, dass wir mal darüber geredet haben.