RANGUN. Zum ersten Mal seit der blutigen Niederschlagung der Proteste in Birma haben sich dort gestern wieder 200 buddhistische Mönche versammelt. Sie zogen durch die Straßen der Ortschaft Pakokku und sangen, riefen aber keine Parolen. Die Mönche begannen ihren Marsch an der Shwagu-Pagode und sprachen fast eine Stunde Gebete. Danach kehrten sie ohne Zwischenfall in ihre Klöster zurück.

Es handele sich um eine Fortsetzung der Proteste vom September, erklärte ein Mönch im Rundfunksender Demokratische Stimme Birmas, der von birmanischen Journalisten im Exil in Norwegen betrieben wird. "Wir verlangen niedrigere Preise für Artikel des täglichen Bedarfs, nationale Versöhnung und die sofortige Freilassung von (Oppositionsführerin) Aung San Suu Kyi und allen politischen Gefangenen", sagte der Mönch und kündigte besser organisierte und größere Proteste für die nahe Zukunft an. Angst vor Festnahme habe man nicht, hieß es.

In Pakokku, einem buddhistischen Zentrum mit mehr als 80 Klöstern rund 630 Kilometer nordwestlich von Rangun, war es bereits im vergangenen Monat zu regierungskritischen Demonstrationen gekommen.

US-Präsident George W. Bush und Uno-Generalsekretär Ban Ki-Moon verständigten sich unterdessen in einem Telefonat darauf, den Druck auf das Regime in Birma zu erhöhen. Es seien ernsthafte Gespräche zwischen der Militärregierung und der demokratischen Opposition notwendig mit dem Ziel, zu einer demokratischen Regierung zurückzukehren, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Dan Perino. Ban habe Bush gesagt, dass der Sondergesandte der Vereinten Nationen, Ibrahim Gambari, frühestens morgen nach Birma zurückkehren werde.

Vor dem angekündigten Besuch des Uno-Sondergesandten ließ die Militärregierung in Birma sieben Dissidenten frei. Es handelt sich um Mitglieder der Partei von Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi, die im Zuge der blutig niedergeschlagenen Proteste vor rund einem Monat inhaftiert worden waren. Ein Sprecher der Partei erklärte, es seien noch 150 Parteimitglieder im Gefängnis. Die Haftbedingungen seien hart.