Beziehungen Japan/China auf neuem Tiefpunkt
Peking/Tokio. Die Beziehungen zwischen Japan und China sind an einem neuen Tiefpunkt angelangt. Nach den anti-japanischen Protesten gegen eine Verharmlosung von Kriegsverbrechen hat sich der neue Streit über Öl- und Gasvorkommen in einem Seegebiet im Ostchinesischen Meer verschärft. Der Sprecher des Außenministeriums in Peking, Qin Jang, sprach von einer "ernsten Provokation" und warnte Japan vor "Konsequenzen".
Japans Regierungschef Junichiro Koizumi wies den chinesischen Protest zurück, räumte aber ein: "China und Japan haben verschiedene Standpunkte." Tokio hatte am Vortag die Ausschreibung für Bohrungsrechte in dem strittigen Seegebiet südwestlich von Japan eingeleitet. Auf Fragen, ob die Ankündigung drei Tage nach den Demonstrationen in China nicht die angespannten Beziehungen zu Peking weiter belasten werde, sagte Koizumi: "Das ist eine andere Angelegenheit." Experten erklärten aber, Japan wolle gerade jetzt eine harte Hand demonstrieren, nachdem Chinas Behörden Steinwürfe auf Japans Botschaft in Peking geduldet hätten.
Kernpunkt des Streits ist eine von Japan gezogene Mittellinie im Ostchinesischen Meer. Dabei geht es nicht nur um riesige Energievorkommen, sondern auch um eine unbewohnte Inselgruppe nördlich von Taiwan, die auf chinesisch Diaoyu und auf japanisch Senkaku genannt wird. Japan hatte die Probebohrungen nach Erdgas damit begründet, daß Tokio seine Rechte sichern müsse.
Chinas Außenamtssprecher Qin sagte, Peking habe gegen die Ausschreibungen der Bohrungen formell protestiert und behalte sich weitere Schritte vor. Das Erdgasfeld befinde sich auf chinesischem Territorium. Umgekehrt wirft Japan der Regierung in Peking vor, daß chinesische Ölunternehmen Gasvorkommen in einer Region abpumpten, die in die strittige Wirtschaftszone Japans hineinreichten. Unterdessen wurde aus Anlaß des für das Wochenende geplanten Besuchs des japanischen Außenministers in Peking im chinesischen Internet zu neuen Protesten aufgerufen.