Bann der gefährlichen Waffen wurde nicht verlängert. Harte Kritik von Polizei und Demokraten. Waffenlobby lobt Bush.

Washington. Das Nichterneuern eines seit 1994 bestehenden Verkaufsverbots für 19 Arten von Sturmgewehren wie Kalaschnikow AK-47 oder Uzi sorgt in den USA sowohl für Entrüstung als auch für begeisterte Zustimmung. Während Polizeibeamte und die Mitglieder der Demokratischen Partei harte Kritik an US-Präsident George W. Bush und seinen Republikanern üben, weil sie es bewusst versäumt hätten, den Bann der gefährlichen Waffen zu verlängern, freuen sich die meisten Besitzer von Waffengeschäften. Auch die National Rifle Association (NRA), die mit vier Millionen Mitgliedern größte und mächtigste Waffenlobby in Washington, lobte Bush und die Konservativen für deren Untätigkeit in Sachen Feuerwaffen.

Der Bann, den seinerzeit US-Präsident Bill Clinton und die Demokratische Mehrheit ins Leben gerufen hatten, war am Montag um 0.01 Uhr ausgelaufen - obwohl sich laut Umfragen 70 Prozent der US-Bevölkerung für eine Beibehaltung ausgesprochen hatten. Präsident Bush hatte während des Wahlkampfes im Jahre 2000 versprochen, dass er das Gesetz im Falle seines Sieges "auf jeden Fall verlängern" werde. Dazu kam es nie, weil, wie Kritiker meinen, der Präsident sein enges Verhältnis zur NRA "nicht beschädigen" wollte.

Der demokratische Präsident-schaftskandidat John Kerry richtete gestern im Beisein von mehreren Polizeichefs in Washington heftige Angriffe gegen Bush und fragte: "Warum haben Sie nicht für eine Beibehaltung des Banns gekämpft, Herr Präsident?" Kerry sagte, Bushs Entscheidung erleichtere Terroristen die Arbeit.

Sogar einige von Bushs Parteikollegen, wie die Kongressabgeordneten Christopher Shays und Michael Castle, verstehen das Handeln des Präsidenten nicht. Vor laufenden Kameras erklärten sie: "Unsere Parteiführung spielt russisches Roulette."

Dave Anver, Besitzer des Waffengeschäftes "Dave's Guns" in Denver im US-Staat Colorado frohlockt dagegen: "Es besteht eine riesige Nachfrage. Ich habe alleine heute 20 Bestellungen für die bisher verbotenen Waffen bekommen." Diesen Trend bestätigt auch sein Kollege Bernie Esguerra, der einen Waffenladen in Lilburn in Georgia hat. Esguerra begeistert: "Wir haben einen reißenden Absatz. Es ist so, als hätten die Leute Hunger gehabt auf etwas, das es seit zehn Jahren nicht mehr zum Essen gab."