Irak-Rebellen höhnen nach Mord an Amerikaner. Täter angeblich Komplize von bin Laden.
Washington. Amerika steht unter Schock. Die Bilder von der Enthauptung eines entführten US-Bürgers vor laufender TV-Kamera im Irak haben in den Vereinigten Staaten und weltweit blankes Entsetzen ausgelöst.
Die Bluttat und ihre Zurschaustellung im Internet habe das Land in einen Schockzustand versetzt, sagte der einflussreiche Senator John Warner in Washington. Die Leiche des 26 Jahre alten Nick Berg wurde gestern in die USA übergeführt. Der junge jüdische Amerikaner, der von Freunden als "Abenteurertyp" beschrieben wurde, war in den Irak gereist, um sich um einen Vertrag zur Errichtung von Antennen zu bewerben.
Dort war er in die Gewalt der islamistischen Extremistengruppe Muntada el Ansar geraten. In einem Video mit dem höhnischen Titel "Abu Mussab el Sarkawi beim Abschlachten eines Amerikaners" ist zu sehen, wie der gefesselte Mann erst befragt und dann mit einem Messer enthauptet wird. Die meisten Fernsehsender verzichteten darauf, die grausige Sequenz komplett zu zeigen. Die Täter bezeichnen den Mord als Vergeltung für die Misshandlung irakischer Gefangener durch US-Soldaten. Sarkawi, der die Tat laut Video eigenhändig begangen haben soll, gilt als enger Gefolgsmann von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden und wird von den USA als Drahtzieher der Anschläge im Irak gesucht.
Auf der ganzen Welt löste der Mord Abscheu aus. Der britische Premier Tony Blair sprach von einem "barbarischen Akt", Amnesty International von einem "Kriegsverbrechen". Die US-Regierung kündigte an, die Täter würden unnachgiebig verfolgt und bestraft. "Die Enthauptung offenbart die wahre Natur der Feinde der Freiheit", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan. Der Präsidentschaftskandidat der US-Demokraten, John Kerry, erklärte: "Die Terroristen werden nicht siegen, Amerika ist einig im Kampf gegen sie!"
Die Leiche Bergs war am Sonnabend von einer US-Patrouille an einer Schnellstraße in Bagdad gefunden worden. Die Familie Bergs in West Chester (Pennsylvania) war vorab von den Behörden informiert worden. Bergs Vater kritisierte, dass sein Sohn vor der Entführung 13 Tage lang in US-Militärhaft gewesen sei, obwohl er hatte ausreisen wollen. Er wurde offenbar festgehalten, weil er auf eigene Faust in den Irak gereist war.
Die US-Regierung will die neu aufgetauchten Dokumente über die Misshandlung irakischer Häftlinge - angeblich bis zu 300 Fotos und Videoclips - unter Verschluss halten. Eine Veröffentlichung würde nur die Sensationsgier der Medien bedienen, sagte Vizepräsident Dick Cheney. Außerdem könne die Veröffentlichung neue Übergriffe gegen Amerikaner nach sich ziehen. US-Senatoren durften die offenbar drastischen Bilder drei Stunden lang einsehen.