Der Start einer Langstreckenrakete bleibt für Nordkorea zunächst ohne diplomatische Folgen. Die Mitglieder des Weltsicherheitsrats konnten sich bei...
New York/Seoul. Der Start einer Langstreckenrakete bleibt für Nordkorea zunächst ohne diplomatische Folgen. Die Mitglieder des Weltsicherheitsrats konnten sich bei einer dreistündigen Sitzung nicht einmal auf eine in solchen Fällen übliche vorläufige Verurteilung einigen. Diplomaten zufolge gab es Widerstand der beiden Vetomächten China und Russland sowie von Libyen und Vietnam.
Die Dringlichkeitssitzung des Sicherheitsrates hatte Japan beantragt, nachdem die Langstreckenrakete am Sonntagmorgen über sein Territorium geflogen war. Ob sie wie von Pjöngjang gemeldet einen Satelliten ins All beförderte oder ins Meer stürzte, blieb vorerst unklar. Sowohl die USA als auch Russland waren der Überzeugung, dass kein Satellit ins All gebracht wurde.
Militärexperten warnten unterdessen davor, den Raketenstart als völligen Fehlschlag zu werten. Selbst wenn die Rakete abgestürzt sein sollte, sei sie zuvor zweimal so weit geflogen wie jede andere, die Nordkorea je abgeschossen habe, meldete die südkoreanische Zeitung "Chosun Ilbo" unter Berufung auf südkoreanische und amerikanische Geheimdienstkreise. Demnach landete die zweite Stufe der Rakete nach 3200 Kilometer Flug im Wasser. Bis zum US-Staat Alaska sind es vom Startplatz aus rund 6000 Kilometer, nach Seattle etwa 8000 Kilometer.
Nach einem Bericht der amtlichen nordkoreanischen Nachrichtenagentur beobachtete Machthaber Kim Jong-il den Start der Rakete. Kim sei zufrieden, dass Wissenschaftler einen Satelliten erfolgreich ins All gebracht hätten. Der Kommunikationssatellit sende Daten und patriotische Lieder zur Erde.
Auf diplomatischer Bühne arbeiten die USA, Großbritannien, Frankreich und Japan an einem Entwurf für eine Uno-Resolution, die Ende der Woche verabschiedet werden könnte. Sie sieht eine Verschärfung der Sanktionen gegen Nordkorea vor. Der Raketenstart hatte in vielen Teilen der Welt Empörung ausgelöst. US-Präsident Barack Obama sprach von einer Provokation, die die Stabilität im Fernen Osten bedrohe. Die Europäische Union und die Nato schlossen sich dieser Einschätzung an. Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon nannte den Vorgang hinderlich für die Stabilität in der Region. Japan und Südkorea warfen der Regierung in Pjöngjang vor, gezielt eine neue Rüstungstechnik erproben zu wollen.