In Washington läuft der Countdown zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten. Ein schwuler Bischof soll das Gebet beim Auftakt der Feierlichkeiten für den Einzug von Barack Obama ins Weiße Haus sprechen.

Washington. Der anglikanische Bischof Gene Robinson werde am Sonntag bei der reich mit Promis besetzten Auftaktveranstaltung am Lincoln-Denkmal in Washington sprechen, teilte das Organisationskomitee mit. "Es ist wichtig für jede Minderheit, dass sie sich irgendwie repräsentiert sieht", sagte Robinson der Tageszeitung "Concord Monitor" aus New Hampshire. "Es ist egal, ob es eine rassistische Minderheit ist, eine ethnische oder wie in unserem Falle eine sexuelle Minderheit. Nur, dass jemand wie man selbst vorn dabei ist, das zählt."

Robinson ist der erste offen schwule Bischof in der anglikanischen Gemeinschaft in den USA. Seine Wahl wird auch als Gegengewicht verstanden zum konservativen Pastor Rick Warren, der am Tag der Vereidigung Obamas am Dienstag den religiösen Teil übernimmt. Die Wahl der bekennenden Gegners der Ehe von Homosexuellen und von Abtreibungen für diesen wichtigen Akt hatte Proteste der liberalen Anhänger Obamas ausgelöst.

Die Auftaktveranstaltung für die Feierlichkeiten zur Amtsübernahme am Lincoln-Denkmal wird live im US-Fernsehen übertragen. Unter anderem treten Stars auf wie Beyonce, Bono, Sheryl Crow und Bruce Springsteen. Textpassagen werden vorgetragen von Martin Luther King III, einem Verwandten des legendären Bürgerrechtlers, sowie den Schauspielern Jamie Foxx, Queen Latifah und Denzel Washington.

Ausländische Regierungchefs müssen bei dem Großereignis allerdings zu Hause bleiben. In einer Mitteilung an alle Botschaften in Washington schrieb Außenministerin Condoleezza Rice, dass nur die Botschafter und ihre Ehepartner eingeladen sind.

Wie bei den Amtseinführungen üblich sind ausländische Delegationen dagegen nicht willkommen. Das geht aus zwei Schreiben vom 6. Januar und 24. November hervor. Aus Regierungskreisen verlautete, dass ausländische Regierungschefs traditionell wegen der großen Menschenmengen und aus Sicherheitsgründen von einem Besuch abgehalten werden. Botschafter erhalten dagegen reservierte Sitzplätze bei der Ablegung des Amtseides am Dienstag vor dem Capitol in Washington. Sie sind außerdem zu einer Parade, einem Mittagessen und einem Ball eingeladen. Am Mittwoch können sie an einem Gottesdienst in der Washington National Cathedral teilnehmen.