“Kalter Krieg“ prangt in riesigen Lettern auf der Titelseite der Zeitung “24 Tschassa“, die an den Kiosken der bulgarischen Hauptstadt Sofia...

"Kalter Krieg" prangt in riesigen Lettern auf der Titelseite der Zeitung "24 Tschassa", die an den Kiosken der bulgarischen Hauptstadt Sofia ausliegt. "Bei mir zu Hause sind es kaum 14 Grad", klagt eine 53 Jahre alte Hausfrau. Rentner sitzen mit Jacken in ihren kalten Zimmern. 2,5 Millionen Bulgaren sind auf Zentralheizung angewiesen, die mit Gas betrieben werden. Seit in dem zu rund 95 Prozent von russischem Gas abhängigen Land kein Gas mehr durch die Pipelines fließt, herrscht Notstand, Zehntausende frieren - und die Wut wächst. "Es ist nicht angebracht, dass Bulgarien zur Geisel in einem solchen Gaskonflikt wird", sagt Regierungschef Sergej Stanischew. Dutzende Kindergärten und Schulen blieben gestern geschlossen. Alle großen Industriebetriebe bekommen kein Gas mehr. In seiner Not drängt Bulgarien die EU auf eine Wiederinbetriebnahme eines umstrittenen stillgelegten Reaktors im Atomkraftwerk Kosloduj an der Donau. In Sofia stürmen die Menschen die Geschäfte, um elektrische Heizungen zu kaufen. Den Menschen ist es völlig egal, wer den Schwarzen Peter im russisch-ukrainischen "Gas- Krieg" hat - vor Einrichtungen beider Länder wird demonstriert. Selbst im Zoo stehen inzwischen Ölöfen in den Gehegen der Elefanten, Nashörner und Nilpferde. "Drei Viertel unserer Tiere zittern", sagte Zoodirektor Ivan Ivanow. Hyänen, Antilopen, Papageien und Reptilien wurden mit Elektro-Heizlüftern ausgestattet. Nicht anders sieht das Bild in der Slowakei aus: Die tausend größten industriellen Abnehmer dürfen seit Mittwoch überhaupt kein Gas mehr verbrauchen, um die Versorgung der Privathaushalte, Krankenhäuser und Schulen nicht zu gefährden. Die Automobilwerke von PSA Peugeot-Citroen in Trnava und Kia Slovakia in Zilina haben ihre Produktion für diese Woche eingestellt. Die Regierung ist ratlos angesichts der Krise. Wirtschaftsminister Lubomir Jahnatek antwortete auf die Frage, welche anderen Quellen die Slowakei für ihren Gasbedarf nutzen könnte: "Andere Quellen? Wir haben keine!"