Lange herrschte Unklarheit über den wahren Gesundheitszustand des ehemaligen kubanischen Staatschefs Fidel Castro. Von offizieller Seite hieß es...

Buenos Aires/Hamburg. Lange herrschte Unklarheit über den wahren Gesundheitszustand des ehemaligen kubanischen Staatschefs Fidel Castro. Von offizieller Seite hieß es stets, seine Lage sei stabil und er nehme aktiv am politischen Geschehen teil. Nun berichtet eine argentinische Zeitung detailliert über das Leben des Maximo Lider - aus zuverlässiger Quelle.

Fast zwei Stunden dauerte das Treffen Atilio Borons, eines argentinischen Politikwissenschaftlers, mit dem ehemaligen Staatschef in dessen geheimer Residenz. Seine Eindrücke schilderte Boron anschließend der argentinischen Zeitung "Clarin". Demnach lebt Castro in einem Haus mit einem kleinen Swimmingpool und medizinischer Ambulanz für Notfälle. Überraschend agil habe Castro auf ihn gewirkt, sagte Boron dem Blatt. Er zeigte sich beeindruckt von der gesunden Bräune, der festen Stimme und dem kräftigen Händedruck des seinerzeit dienstältesten Diktators der Welt. Mit großer Disziplin leiste er seine täglichen Reha-Übungen ab, gekleidet im klassischen Trainingsanzug kubanischer Athleten. Zur Entspannung liest er Darwins "Ursprung der Arten" oder formuliert seine Gedanken zum aktuellen Weltgeschehen, wie etwa der Wirtschaftskrise. Auch längere Spaziergänge in der näheren Umgebung seien dem Polit-Senioren noch möglich.

Seine Kontakte zur amtierenden politischen Führung beschränkten sich "auf das ein oder andere Treffen" mit seinem Bruder Raul Castro, zitierte Boron den 82-Jährigen. Überraschenderweise habe er sich auch zur jüngsten Entlassung mehrerer Minister aus der kubanischen Regierung geäußert. Castro habe beteuert, dass sein Bruder Raul keineswegs nur eigene Gefolgsleute in der Führung habe installieren wollen. Die Minister hätten vielmehr mit ihrer Politik der schrittweisen Liberalisierung beim "äußeren Feind" Illusionen geweckt. Ihr Handeln sei das Ergebnis politischer Ambitionen und blanker Ungeduld gewesen.

Fidel Castro regierte Kuba fast ein halbes Jahrhundert lang. 1959 führte er erfolgreich eine Guerilla-Truppe gegen den damaligen Diktator Fulgencio Batista, der von den USA protegiert wurde. Seitdem hat es mehrere Umsturzversuche vonseiten des US-amerikanischen Geheimdienstes CIA gegeben, die Castro allesamt überstand. Seit seinem Rückzug aus der Politik nach einer Darmoperation Mitte 2006 führt Castros Bruder Raul die Amtsgeschäfte. Über den Einfluss des ehemaligen Staatschefs wird seither spekuliert.