Zufriedenheit in Berlin, Washington und im Nato-Hauptquartier, heftiges Grummeln bei Alt-Gaullisten und linker Opposition in Frankreich. Die Entscheidung des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, Frankreich nach 43 Jahren zurück in die Nato-Kommandostruktur zu führen, ist auf ein geteiltes Echo gestoßen. Bundeskanzlerin Angela Merkel lobt diesen “mutigen Schritt“.

Paris/Berlin. Frankreichs geplante vollständige Rückkehr in die Nato ist von den Bündnispartnern begrüßt worden. Bundeskanzlerin Angela Merkle (CDU) sagte, die vollständige Rückkehr in die Kommandostrukturen stärke die militärische Komponente der Allianz. Die USA zeigten sich "begeistert" von der Entscheidung von Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der aber zuhause noch mit Widerständen kämpfen muss.

Frankreich müsse in dem Militärbündnis "mitbestimmen statt hinzunehmen", sagte Sarkozy zur Begründung seiner Entscheidung. Zugleich sicherte er den Partnern "das volle Engagement" zu. Die Vollmitgliedschaft Frankreichs werde auch die Position Europas in dem Nordatlantikpakt stärken.

Frankreich hatte sich 1966 nach dem Aufstieg zur Atommacht unter dem damaligen Präsidenten Charles de Gaulle aus der militärischen Kommandostruktur der Allianz zurückgezogen. 43 Jahre später will Sarkozy das Land zum gemeinsam mit Deutschland ausgerichteten Nato-Gipfel Anfang April wieder vollständig ins Bündnis integrieren.

Merkel sprach beim deutsch-französischen Ministerrat in Berlin von einem "mutigen Schritt". Sarkozy sagte bei dem Treffen mit der Kanzlerin, Frankreichs Entscheidung werde auch der europäischen Verteidigungspolitik neuen Schwung verleihen. Für die Nato sei deren Stärkung kein Risiko, sondern ein "Trumpf".

Die USA freuten sich darauf, nun "in den kommenden Jahrzehnten sogar noch enger" mit Frankreich zusammenzuarbeiten, erklärte das US-Verteidigungsministerium. Auch Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer lobte Sarkozys Initiative. Sie gebe dem Bündnis drei Wochen vor dem Jubiläumsgipfel in Straßburg und Baden-Baden einen "neuen Impuls in einer Zeit, in der strategische Entscheidungen anstehen." Der britische Premierminister Gordon Brown sagte, Frankreich kehre damit "in den inneren Kern" der Allianz zurück, sagte er. "Das ist gut für die Verteidigung der Welt."

Bei Frankreichs linker Opposition stieß das Vorhaben weiter auf Kritik. Der sozialistische Ex-Premierminister Lionel Jospin sagte, Frankreich büße durch das westliche Militärbündnis seine Freiheit ein, die gerade in der aktuellen unübersichtlichen Konfliktlage wertvoll sein könne. Auch der konservative Expremier Alain Juppe beklagte, Sarkozy setze die Unabhängigkeit aufs Spiel, die Frankreichs Ansehen in der arabischen Welt, in Asien und Lateinamerika bislang gestärkt habe.

Kommende Woche wird sich die französische Regierung im Parlament der Vertrauensfrage stellen, um den Schritt Sarkozys legitimieren zu lassen. Mit einem Scheitern wird nicht gerechnet. Auf dem Nato-Gipfel Anfang April soll die Rückkehr der Franzosen formell vollzogen und gefeiert werden. Danach wird Paris zwei wichtige Kommandoposten erhalten, insgesamt rund 800 französische Offiziere werden in Nato-Positionen wechseln.