Er sagt, er habe nicht mal ein Glas getrunken. Erkältungs-Medikamente hätten ihn benebelt. Trotzdem gab Finanzminister Nakagawa jetzt sein Amt ab – und stürzt Ministerpräsident Aso während des Besuchs der amerikanischen Außenministerin Hillary Clinton in die nächste Krise.
Tokio. Nach seinem peinlichen Auftritt beim G7-Gipfel in Rom hat der unter Druck geratene japanische Finanzminister Shoichi Nakagawa die Konsequenzen gezogen: Er trat zurück. Und das obwohl in diesen tagen der Nachtragshaushalt zur Bekämpfung der Wirtschaftskrise noch im Oberhaus feststeckt. Der Rekordhaushalt von umgerechnet 760 Milliarden Euro für das am 1. April beginnende Finanzjahr 2009/2010 wird derzeit im Unterhaus beraten.
Der Minister hatte sich für sein Fehlverhalten auf der Pressekonferenz nach dem Treffen der Finanzminister- und Notenbankchefs bereits entschuldigt. Vorwürfe er sei betrunken gewesen, wies der 55-jährige bei seiner Rücktrittserklärung erneut zurück. Er habe zwar beim Essen am Wein genippt, "aber nicht mal ein Glas getrunken". Er habe zu viele Medikamente eingenommen, um eine Erkältung zu bekämpfen, versicherte er.
Der Minister hatte auf der Pressekonferenz mit lallender Stimme gesprochen. Er war derart indisponiert, dass er sogar eine an den Notenbankchef gerichtete Frage beantworten wollte. Dabei hielt er den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen.
Video: Japanischer Minister tritt zurück
Für Japans Regierungschef Taro Aso kommt der Rücktritt zum ungünstigsten Zeitpunkt. Er sieht sich mit stark gesunkenen Popularitätswerten konfrontiert. Spätestens im Oktober finden Wahlen statt. Japan steht auch wirtschaftlich nicht gut da: In der weltweiten Krise hat das Land Ende vorigen Jahres den größten Konjunktureinbruch seit der Ölkrise im Jahr 1974 erlitten.