Es zählt zu den gesellschaftlichen Gepflogenheiten, dass sich Präsidentengattinnen wohltätigen Zwecken widmen. So auch Carla Bruni. Zum ersten Mal war die Frau des französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy ohne ihren Mann in offizieller Mission unterwegs: als ehrenamtliche Aidsbotschafterin im westafrikansischen Burkina Faso.

Rom/Paris. Es ist mehr als nur eine gesellschaftliche Aufgabe. Für Carla Bruni, Ehefrau des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, ist ihre Aufgabe als Botschafterin des Globalen Fonds für den Kampf gegen Aids, Malaria und Tuberkulose eine Herzensangelegenheit. Vor drei Jahren hat sie ihren Bruder Virgilio, ein italienischer Fotograf, an die Immunschwächekrankheit verloren. So sagt sie heute: "Ich nehme mein Engagement sehr ernst, ich möchte die öffentliche Meinung weltweit sensibilisieren."

Darum hat sie in Burkina Fasos Hauptstadt Ouagadougou unter anderem eine Klinik besucht, in der HIV-infizierte Frauen und Kinder behandelt werden. Die 43-Jährige hat dies tief beeindruckt: Sie haben gewusst, dass die Ärzte und Krankenschwestern großartige Arbeit leisteten. Sie sei aber überrascht, dass die Behandlung und das Personal "derart toll" seien. Zugleich gestand Carla Bruni ein, dass sie sich langsam in ihre Rolle als Präsidentengattin einfühle: "Ich versuche, die Position als ,Premi’ere Dame’ auszufüllen, auch wenn ich mich dabei noch vorantaste. Das humanitäre Engagement ermögliche ihr eine gewisse Unabhängigkeit. "Mein Mann kann sich ja nicht um alles kümmern", sagte sie und schloss eine politische Aufgabe für sich selbst aus. Um Politik sollten sich nur Leute kümmern, die gewählt seien. "Ich gehöre nicht zu den Frauen, die denken, nur weil sie einen Violinisten heiraten, könnten sie selber im Orchester spielen", sagte Bruni, die aus Italien stammt und als Top-Model und Musikerin Karriere gemacht hat.

Dann konnte sie es sich aber doch nicht verkneifen, die Zahlungsmoral ihres Heimatlandes Italien kritisiert. Bis heute habe die italienische Regierung zugesagte Hilfen für den Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria in Höhe von 130 Millionen Euro nicht gezahlt, sagte die ehrenamtliche Botschafterin des Fonds der Zeitung "Corriere della Sera". Sie bedauere dies, denn große Länder müssten mit gutem Beispiel vorangehen "und ihren Beitrag für die Ärmsten leisten". Eine voreilige Kritik. Das italienische Außenministerium erklärte zu den Vorwürfen, die Hilfsgelder müssten erst bis Ende des Jahres gezahlt werden.

Auch der Vatikan bekam sein Fett weg. Bruni kritisierte im Zusammenhang mit der italienischen Komapatientin Eluana Englaro die Macht der Kirche in Italien. In Frankreich gebe es keine Trennung zwischen Staat und Kirche, sagte Bruni. . Sie wolle nicht über Italien urteilen. "Aber ich weiß, wie sehr die Religion in dem Land zählt," Der Vatikan sei "ein Staat im Staat". Bruni fügt hinzu, der Fall der am Montag verstorbenen Englaro habe sie sehr berührt. "Auf jeden Fall muss Eluana nicht mehr leiden." Italiens Regierungschef Silvio Berlusconi und der Vatikan hatten versucht zu verhindern, dass die lebensverlängernden Maßnahmen für Englaro eingestellt werden. Die 38-Jährige hatte nach einem Unfall 17 Jahre im Koma gelegen.