Die Wahlen in Israel hat zwar die Linke gewonnen, aber die Rechte hat die Mehrheit. Dieses Ergebnis spiegelt die Seelenlage des Landes, zutiefst...
Die Wahlen in Israel hat zwar die Linke gewonnen, aber die Rechte hat die Mehrheit. Dieses Ergebnis spiegelt die Seelenlage des Landes, zutiefst zerrissen zwischen vagen Friedenshoffnungen und alten Existenzängsten, verstärkt durch den Raketenkrieg der Hamas, Attacken der Hisbollah und Drohungen Teherans. Nicht Begeisterung hat das rechte Lager aus Likud-Block und der Einwandererpartei Beitenu ("Unser Haus Israel") zum faktischen Sieg getragen, sondern allein der Wunsch der Israelis nach Sicherheit.
Der nächste israelische Premier heißt nun mit hoher Wahrscheinlichkeit Benjamin Netanjahu. Ein Mann, der schon einmal als Regierungschef gescheitert ist, der den Nahost-Prozess auf Eis legen und die Hamas-Regierung in Gaza zerschlagen will. Netanjahu steht für Diktat statt Dialog. Als potenzieller Koalitionspartner dient sich ihm der Rechtsaußen Avigdor Lieberman an, der schon mal ankündigt, er wolle alle israelischen Araber abschieben und den Iran bombardieren. Die Marschroute der beiden dürfte Israel schnurstracks auf Kollisionskurs mit seinem wichtigsten Bündnispartner USA bringen, von der völligen außenpolitischen Isolierung einmal ganz abgesehen.
Und das haben die Israelis gewollt? Natürlich nicht. Man wusste nur nicht recht, wofür die Kadima-Partei von Außenministerin Zipi Livni eigentlich steht. In vielen Fragen ist die Partei mit den Falken und Tauben in den eigenen Reihen so gespalten wie die israelische Bevölkerung. So waren die Stimmen für Livni vor allem Stimmen gegen Netanjahu.
In jedem Fall sind die Mehrheiten in der in zwölf Parteien zersplitterten Knesset so knapp, dass sich eine stabile Koalition kaum bilden lässt. Israel dürften also innen- wie außenpolitisch äußerst turbulente Zeiten bevorstehen. Dabei wollte der Wähler nur ein wenig Ruhe. Und Sicherheit.