Der französische Präsident Nicolas Sarkozy sieht sich gern als cleveren Macher. Da können seine Kollegen auf internationaler Bühne natürlich nicht ganz mit. Und das regt den hyperaktiven Gallier auf.
Paris - Der französische Präsident Nicolas Sarkozy sieht sich gern als cleveren Macher. Da können seine Kollegen auf internationaler Bühne natürlich nicht ganz mit. Und das regt den hyperaktiven Gallier auf. US-Präsident Barack Obama sei zwar sehr intelligent und charismatisch, "aber er ist erst seit zwei Monaten gewählt und hat noch nie ein Ministerium geführt. Es gibt einige Dinge, zu denen er keine Meinung hat", sagte Sarkozy laut der Zeitung "Libération" bei einem Brunch mit 20 Abgeordneten. Obama sei "nicht immer auf der Höhe, was Entscheidungen und Effizienz angeht".
Auch andere Politiker bekamen ihr Fett weg. Über Bundeskanzlerin Angela Merkel habe Sarkozy gesagt: "Als ihr klar wurde, in welchem Zustand ihre Banken und ihre Industrie sind, blieb ihr nichts anderes übrig, als auf meine Linie einzuschwenken." Über den spanischen Ministerpräsidenten José Luis Rodríguez Zapatero: "Er ist vielleicht nicht besonders intelligent." Der Élysée-Palast dementierte umgehend. Der Präsident habe dergleichen nie gesagt. Das wäre auch besser so, denn die Heimbilanz Sarkozys ist derzeit alles andere als berauschend: So ist die französische Staatsbank CDC erstmals seit ihrer Gründung im Jahre 1816 in die roten Zahlen gerutscht. Die Bank verwaltet maßgeblich das Spar- und Rentenaufkommen der Franzosen, die in Zeiten der Krise schnell unruhig werden.
Zu einer Art revolutionärem Volkssport ist mittlerweile das "Bossnapping" geworden, bei dem von Entlassung bedrohte Mitarbeiter ihre Führungskräfte kurzerhand in Geiselhaft nehmen. Zuletzt traf es fünf Manager des Logistikunternehmens FM Logistik bei Metz. In den vergangenen Wochen waren bereits Topmanager von Firmen wie Sony, Caterpillar, Scala und 3M von aufgebrachten Arbeitnehmern über Nacht festgehalten worden. Alle sagten nach den Geiselnahmen höhere Abfindungen zu.
Erst nach tagelangen Blockaden haben Frankreichs Fischer den Zugang zu drei Häfen im Ärmelkanal wieder frei gemacht. Aus Protest gegen die Fischfangquoten der EU hatten sie den Schiffsverkehr zwischen England und Frankreich lahmgelegt.
Das alles bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Popularität des Präsidenten. Nach einer Umfrage der Zeitung "Le Parisien" haben Dreiviertel der Franzosen eine positive Meinung von Amtsvorgänger Jacques Chirac. Sarkozy ist bei nur noch 41 Prozent Zustimmung gelandet. (eni)