Wahlkampf made in USA: Eine Zeitung enthüllt, dass Mitt Romney als junger Mann einen schwulen Mitschüler schikaniert haben soll. Dagegen setzt sich Obama für die Homo-Ehe ein – dabei hat das Land ganz andere Probleme.
Washington. Homosexualität ist plötzlich Wahlkampfthema in den USA. Kaum hat sich Präsident Barack Obama für die Homo-Ehe stark gemacht, enthüllt die „Washington Post“ Unschönes aus der Vergangenheit von Mitt Romney. Er soll als 18-Jähriger einen mutmaßlich schwulen Mitschüler schikaniert haben. Doch große Empörung darüber blieb zunächst aus.
„Er kann so nicht aussehen. Das ist falsch. Schaut ihn nur an“, soll Romney im Sommer 1965 über einen Kameraden an der vornehmen Cranbrook School (Michigan) gesagt haben, der seine Haare etwas länger trug und gebleicht hatte. Wenige Tage später habe Gouverneurs-Sohn Romney ihn gemeinsam mit einem anderen Mitschüler angegriffen, zu Boden geworfen und ihm Haare abgeschnitten, berichtete das Blatt unter Berufung auf mehrerer Mitschüler in seiner Online-Ausgabe (Donnerstag).
Der voraussichtliche republikanische Spitzenkandidat reagierte prompt – und lenkte geschickt ein. Zwar könne er sich an den Vorfall nicht mehr erinnern. „Aber ich habe an vielen Streichen an der High School teilgenommen und manche sind zu weit gegangen, und dafür entschuldige ich mich“, sagte Romney Fox News Radio. Zugleich versuchte Romney, den Wahlkampf-Fokus wieder auf das bisherige Hauptthema zu bringen – die dümpelnde Konjunktur und die schlechten Jobzahlen.
Wie die „Post“ weiter schreibt, tauchte der Gemobbte nach dem Angriff erstmal ab. Erst Tage später sei er wieder an der Schule erschienen – mit kurzen und ungebleichten Jahren. Später sei er aber geflogen: Er soll geraucht haben.
Das Thema Homosexualität spielt seit Tagen eine erhebliche Rolle im US-Wahlkampf. Der Demokrat Obama hatte sich am Mittwoch – nach langem Zögern – ohne Wenn und Aber für die Schwulen-Ehe eingesetzt. Der Republikaner Romney lehnt das strikt ab.
Obama war bei dem Thema unter Druck geraten, nachdem sein Vize Joe Biden vorgeprescht war und meinte, er fände die Homo-Ehe völlig ok. Allerdings war Obama bereits zuvor im eigenen Lager der Demokraten kritisiert worden, viel zu zögerlich zu sein.
Dagegen versucht Romney, im Lager der Konservativen zu punkten.
„Ich glaube, eine Ehe ist eine Beziehung zwischen Mann und Frau“, wies er den Obama-Vorstoß zurück.
Wer mit seiner jeweiligen Haltung beim Wähler besser ankommt, ist bislang unklar. Die Mehrheit der Amerikaner stößt sich laut Umfragen allerdings nicht mehr an schwulen oder lesbischen Paaren.