Dominique Strauss-Kahn, Direktor des Internationalen Währungsfonds, ist in New York festgenommen worden. Die Pläne seiner Frau sind zerstört.
New York. Dominique Strauss-Kahn, der Chef des Internationalen Währungsfonds, ist in New York wegen versuchter Vergewaltigung angeklagt worden. Das gab die New Yorker Polizei nach Informationen der Agentur Bloomberg am frühen Sonntag bekannt. Der IWF bestätigte die Festnahme in einer kurzen Erklärung auf seiner Website. Es werde vorerst aber keine weitere Erklärung geben, alles laufe über Strauss-Kahns Anwälte und die örtlichen Behörden. Der IWF bleibe voll funktionsfähig, wurde in der Erklärung betont.
Strauss-Kahn, der als möglicher Kandidat der französischen Sozialisten bei der Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr gilt, war zuvor kurz vor dem Abflug aus der ersten Klasse einer Air-France-Maschine geholt worden. Er war unterwegs nach Europa, wo er nur Stunden später Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin treffen sollte.
Nach Medienberichten war Strauss-Kahn nackt aus dem Bad gekommen, als eine Hotelangestellte ins Zimmer trat. Der Franzose soll die 32-Jährige aufs Bett geworfen und Oralsex gefordert haben. Die Frau habe sich aber befreien und leicht verletzt fliehen können.
Gegen Strauss-Kahn wurde 2008 beim IWF wegen einer sexuellen Beziehung mit einer untergebenen weiblichen Angestellten ermittelt. Der IWF-Vorstand bezeichnete sein Verhalten als "bedauerlich" und Ausdruck einer "schweren Fehleinschätzung". Strauss-Kahn entschuldigte sich damals in einer E-Mail an alle IWF-Mitarbeiter. "Dieser Vorfall ist eine schwere Fehleinschätzung meinerseits, für die ich die volle Verantwortung übernehme", schrieb er. "Zugleich bin ich der festen Überzeugung, dass ich meine Position nicht missbraucht habe." Die Mitarbeiterin verließ den IWF und trat eine Stelle bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung an.
Strauss-Kahn ist in dritter Ehe mit der New Yorkerin Anne Sinclair verheiratet und hat vier Kinder. Sinclair hält es für ausgeschlossen, dass ihr Gatte in New York ein Zimmermädchen vergewaltigen wollte. „Ich glaube nicht eine einzige Sekunde an die Anschuldigungen, die gegen meinen Mann erhoben werden“, schrieb sie in einer kurzen Stellungnahme. Alle Beteiligten sollten Anstand und Zurückhaltung wahren. Sie sei überzeugt, dass die Unschuld ihres Mannes bewiesen werde.
Sinclair und Strauss-Kahn sind seit knapp 20 Jahren verheiratet. Bereits nach dem Seitensprung 2008 stand die 62-Jährige zu ihrem Mann. Sie war lange Zeit eine der bekanntesten TV-Journalistinnen Frankreichs und heizte im Februar die Gerüchte um eine mögliche Präsidentschaftskandidatur ihres Mannes an. In einem Interview erklärte sie, dass sie sich für ihren Mann kein zweites Mandat an der Spitze des IWF wünsche. Die Meinung seiner Frau sei ihm „sehr wichtig“, sagte Strauss-Kahn dazu.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) befürchtet trotz der Affäre keine Verzögerungen bei den Verhandlungen über Euro-Rettungspakete. „Die Lösung der Probleme ist dadurch nicht belastet“, sagte Schäuble am Sonntag der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“. „Der IWF ist voll arbeitsfähig.“ An den Beratungen der Finanzminister der Euro-Gruppe an diesem Montag in Brüssel werde dann ein Stellvertreter des IWF-Chefs teilnehmen. (dpa/AP)