Berlin. Deutschlands oberste Strahlenschützerin will die Bevölkerung mehr in Übungen für den Ernstfall einbinden. Zu wenige wüssten, was zu tun sei.

Die Präsidentin des Bundesamts für Strahlenschutz, Inge Paulini, will die Bevölkerung mehr in Katastrophenschutzübungen für den nuklearen Notfall einbinden. „Nur etwa zwei von zehn Menschen wissen, was sie selbst bei einem nuklearen Notfall tun sollten“, sagte Paulini dieser Redaktion, das zeige eine neue Studie des BfS. „Und das ist deutlich zu wenig.“ Es brauche mehr Wissen bei den Menschen darüber, wie sie sich selbst schützen können, erklärte Deutschlands oberste Strahlenschützerin. „Die Zeitenwende beschränkt sich nicht auf das Militärische – sie muss auch für den Zivilschutz gelten“, sagte Paulini.

Das Bundesamt, das dem Bundesumweltministerium unterstellt ist, wolle dieses Wissen stärker vermitteln, erklärte BfS-Präsidentin Paulini. „Katastrophenschutz-Übungen mit der Bevölkerung können eine Komponente sein, um Schutzmaßnahmen und ihre Wirkung greifbar zu machen und Vertrauen zu stärken – auch bei Übungen für den Fall eines nuklearen Angriffs.“

BfS-Befragung: Große Teile der Bevölkerung sorgen sich wegen Atom-Unfällen und Atom-Waffen

Deutschland sei den möglichen Herausforderungen einer Krise nur gewachsen, wenn auch die Bevölkerung geschützt ist und in der Lage ist, sich selbst zu schützen, sagte Paulini. Dazu gehöre das Wissen, was im Ernstfall bei nuklearen Gefahren zu tun ist.

In einer Befragung von deutschlandweit 2.002 Menschen ab 16 Jahren hat das Bundesamt Einstellungen und Wissen zu Strahlung in Deutschland abgefragt. In der Befragung, die am Dienstag veröffentlicht wird und die dieser Redaktion vorab vorliegt, gaben nur 22 Prozent der Befragten an, dass sie wissen, was im Ernstfall zu tun sei.

Auch interessant

Es sei wichtig, die Bevölkerung da mehr mitzunehmen, sagte Paulini. Das könne im Kontext von Warntagen sein, das könne in neuen Formaten sein, bei denen Menschen auf dem Handy Fragen beantworten. „Das kann auch heißen, dass sich jeder Gedanken macht, welcher Raum im eigenen Haus eigentlich als Schutzraum geeignet wäre“, so die BfS-Präsidentin.

Sowohl die Angst vor nuklearen Unfälle als auch die vor dem Einsatz von Atomwaffen sind in der Bevölkerung weitverbreitet. Je 76 Prozent (Unfälle) und 67 Prozent (Atomwaffen) der Befragten gaben an, sich deshalb Sorgen zu machen.