Berlin. Politiker stören sich an Söders Kniefall. Die Kritik an der historisch aufgeladenen Szene hat auch mit einer Bratwurst zu tun.
Bayerns Ministerpräsident hat sich an einer historischen Geste der Bundesrepublik Deutschland versucht: 1970 gingen die Bilder von Willy Brandt um die Welt, der mit seinem Kniefall in Warschau um Vergebung für die deutschen Gräueltaten der NS-Zeit gebeten hatte. 54 Jahre später kniet jetzt der CSU-Politiker vor dem Denkmal der Helden des Warschauer Ghettos – und erfährt weitaus weniger Gegenliebe.
„Das ist eine der größten Geschmacklosigkeiten, die ich von einem deutschen Politiker in den letzten Jahren erlebt habe“, wetterte Ex-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück in der ARD-Sendung „Miosga“. „Da sind irgendwelche Synapsen nicht richtig verdrahtet bei dem Mann“, so der SPD-Politiker, der seine Kritik mit Söders Inszenierung auf seinen Social-Media-Plattformen begründet.
Söders Kniefall: Von Söders Bratwurst tropft der Senf
Dort fällt der bayrische Ministerpräsident für gewöhnlich mit seichteren Inhalten auf, liebkost Hunde, verlost Weihnachtspullover oder berichtet aus seinem kulinarischen Alltag. So auch an jenem 11. Dezember: Söder lässt sich unter dem Hashtag „söderisst“ auf dem Warschauer Weihnachtsmarkt ablichten. An seiner Bratwurst hängt ein großer Tropfen Senf, der auf die Pappe zu tropfen droht.
Im Abstand von wenigen Stunden stellt er die Bilder vor dem historischen Mahnmal online. Dort posiert er allerdings nur mit einem Knie, wie Moderatorin Caren Miosga feststellt. Für SPD-Mann Steinbrück dennoch ein No-Go: „Auf die Idee muss man erst mal kommen“, so Steinbrück, der nickende Zustimmung von Grünen-Politikerin Ricarda Lang erfährt. Ihre Parteifreundin Claudia Roth hatte sich bereits am Samstag zu Söders Auftritt zu Wort gemeldet. Der „Social-Media-Funfact“ sei ein „absoluter Tiefpunkt“, so die Kulturstaatsministerin.