Berlin. Laut dem ukrainischen Präsidenten sind die Nordkoreaner mittlerweile in russische Einheiten integriert. Was bedeutet das für die Kursk-Offensive?

Das russische Militär setzt im eigenen Grenzgebiet Kursk nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj inzwischen in größerer Zahl nordkoreanische Soldaten bei Angriffen ein. „Die Verluste bei dieser Kategorie sind ebenfalls schon erheblich“, sagte Selenskyj in der abendlichen Videobotschaft. Zahlen nannte er nicht. Selenskyj warf Russlands Präsidenten Wladimir Putin vor, damit bewusst den Krieg gegen die Ukraine auszuweiten und die Aufrufe Chinas und Brasiliens zu ignorieren, alles für eine Deeskalation zu tun.

Erste Berichte über die Entsendung nordkoreanischer Soldaten nach Russland waren im Oktober aufgetaucht. Anfang November hatte die Ukraine erstmals von einer Verwicklung dieser Soldaten in Gefechte berichtet. Nach Darstellung Selenskyjs sind die Nordkoreaner nun weitgehend in russische Einheiten integriert und könnten auch bald an anderen Frontabschnitten auftauchen.

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Die ukrainischen Truppen eroberten im August bei einem überraschenden Gegenstoß Teile des westrussischen Gebietes Kursk. Für den Kreml, der als eine Vorbedingung für Friedensverhandlungen immer die „Realitäten am Boden“, also die eigenen Eroberungen in der Ukraine, fixieren wollte, hat die Vertreibung der Ukrainer aus Kursk daher höchste Priorität. Dies soll für eine gute Verhandlungsposition noch vor der Amtseinführung des designierten US-Präsidenten Donald Trump Ende Januar geschehen, heißt es in Militärkreisen. 

Ukraine-Krieg - Kursk
Ein Mehrfachraketenwerfer vom Typ Solntsepyok der russischen Armee feuert auf ukrainische Stellungen im Grenzgebiet der Region Kursk. © DPA Images | Uncredited

Die schweren Angriffe im Herbst führten aber Beobachtern zufolge zu hohen Verlusten. Im Netz kursieren zahlreiche Videos abgeschossener Kolonnen gepanzerter Fahrzeuge. Zuletzt berichteten russische Militärblogger über die Erstürmung einer Ortschaft, an der auch nordkoreanische Soldaten beteiligt waren. Immer noch hält die Ukraine im Gebiet Kursk einen Brückenkopf von etwa 800 Quadratkilometern.

Dem ukrainischen Generalstab zufolge gab es allein im Gebiet Kursk im Tagesverlauf 55 Zusammenstöße. Die Kampfhandlungen nahmen trotz des einsetzenden Winterwetters entlang der gesamten Front noch einmal zu. So ist im abendlichen Lagebericht von insgesamt 274 Gefechten die Rede – 84 mehr als am Vortag.

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Unterdessen brechen die Drohgebärden aus dem Kreml nicht ab: Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew stellte auf einem Parteitag der Kremlpartei Geeintes Russland die Möglichkeit weiterer Gebietsaneignungen in der Ukraine in den Raum. Es sei nötig, die (von Moskau annektierten) Regionen Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson zu entwickeln, forderte er. „Diese Erfahrung kann übrigens hilfreich sein, wenn in unserem Land noch weitere neue, aber uns sehr nahe Regionen erscheinen“, was gut möglich sei, sagte Medwedew. Als Parteivorsitzender des Geeinten Russlands und Vizechef des nationalen Sicherheitsrates ist er in Russland immer noch einflussreich.

Der Kreml, der den Krieg 2022 unter dem Vorwand begann, die russischsprachige Zivilbevölkerung im Donbass zu schützen, hat die vier Regionen bisher nur teilweise erobert, fordert von Kiew aber deren Abtretung als Vorbedingung für Friedensgespräche. Immer wieder droht Moskau zudem mit weiteren Annexionen, sollte die Ukraine die Forderung nicht annehmen.