Berlin. Studium, Arbeit, Verlobung: Anas Modamani will nach dem Sturz des Assad-Regimes nicht zurück nach Syrien. Warum auch? Er ist jetzt Deutscher.
Anas Modamani hat es geschafft. Dem 27-jährigen Syrer gelang es 2015, aus dem Bürgerkriegsland nach Deutschland zu fliehen. Dort angekommen, wurde er weltberühmt. Der Grund: Er war einer der Flüchtlinge, die mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Selfie machten. Für die Fotos wurde die Bundeskanzlerin später scharf kritisiert. Manch einer hielt sie für einen „Pull-Faktor“, also einen Anreiz für noch mehr Flüchtlinge nach Deutschland zu kommen.
Die sogenannte „Willkommenskultur“ war ohnehin schnell vorüber. Inzwischen spricht kaum mehr jemand davon. Stattdessen forderten Politiker unmittelbar nach dem Sturz des syrischen Diktators Baschar al-Assad, dass Syrer aus Deutschland ausreisen sollen oder gar abgeschoben werden könnten. Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) etwa sprach von Charterflügen und Handgeld für heimkehrende Syrer. Die AfD will ein Abkommen mit Syrien zur Rückkehr von Flüchtlingen verhandeln.
Dabei ist noch völlig offen, wie sich das Land nach dem Sturz des Diktators entwickeln wird – und ob es dort sicher ist. Der Rebellenführer Mohammed al-Baschir war nach dem Sturz von Baschar al-Assad mit der Bildung einer neuen syrischen Regierung beauftragt worden. Seine Übergangsregierung soll nach seinen Worten bis März die Geschäfte führen.
Modamani will jedenfalls nicht zurückkehren: „Ich halte das gar nicht für eine gute Idee, dass jetzt ganz viele so von der AfD-Seite fordern, dass die Syrer so schnell wie möglich zurückgehen müssen. Die Situation hat sich noch nicht verbessert, es ist wie vorher, Raketen, Israel schießt auf Syrien und die Situation ist sehr gefährlich“, sagte er jüngst der Nachrichtenagentur Reuters.
Rückkehr nach Syrien? Modamani will nur seine Familie besuchen
Doch neben der unklaren Situation in Syrien hält Modamani noch etwas anderes von einer Rückkehr ab: Er ist erfolgreich integriert. Modamani hat in Deutschland studiert, arbeitet als Kameramann und ist mit einer hier lebenden Ukrainerin verlobt – er hat inzwischen sogar die deutsche Staatsbürgerschaft. „In Syrien habe ich keine Wohnung, keine Arbeit, keine Freunde mehr“, sagte er jüngst der „Bild“. Damit ist Modamani kein Einzelfall. Eine Mehrzahl der männlichen Syrer in Deutschland ist derzeit in Arbeit.
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Einen Grund für eine Rückkehr gebe es dann allerdings doch: Modamani will schon bald seine Familie besuchen. Denn für diese gebe es nach dem Sturz des Diktators kaum mehr eine Möglichkeit, nach Deutschland zu kommen, um Asyl zu beantragen. Nur im Urlaub könnte er sie sehen – nach sehr langer Zeit. lro
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