Berlin. Volt gilt als Newcomer unter den kleinen Parteien. Die Chancen auf einen Wahlerfolg stehen schlecht. Das will ein junger, reicher Spender ändern.

Thadaeus Friedemann Otto hängt aus der Seitenscheibe eines getunten BMW. Der junge Mann gestikuliert mit den Händen, während das Auto durch die spärlich beleuchteten Straßen einer Stadt driftet. Er mimt den typischen Rapper: Zu düsteren Beats singt er in seinem Musikvideo zu „Lost The Night.“ Es geht um Alkohol und den Sinn des Lebens. Fast beiläufig sagt er: „Das Leben hat einen Preis – und ich kann dir meinen sagen.“

Otto, Künstlername Alo Thadeus, ist nicht nur in seinen musikalischen Ausflügen wenig verlegen, sich sein Leben einiges kosten zu lassen. Neben aufwändig produzierten Videos und Social-Media-Auftritten fiel er vor allem durch eine Parteispende auf, mit der die Kleinstpartei Volt einen Rekord aufstellen konnte: Eine Million Euro gab er der Partei; die größte Einzelspende seit dem Bruch der Ampel-Koalition.

Bundestagswahl: So stehen die Chancen für Volt

Volt konnte den Europawahlkampf noch als Gewinner unter den Kleinstparteien beschließen. Mit violetten Plakaten wie „Für mehr Eis“ mobilisierte sie vor allem junge Wähler. Die Partei beschreibt sich selbst als gesamteuropäisch und progressiv und inszenierte sich als Alternative zu etablierten woken Parteien. Mit 2,6 Prozent der Stimmen in Deutschland holte Parteigründer Damian von Boeselager mit seinen Mitstreitern drei Sitze in Brüssel.

Ein Ergebnis, das mit Blick auf die Fünfprozenthürde bei der vorgezogenen Bundestagswahl wenig vielversprechend wirkt. Gerade Kleinstparteien bereitet die Neuwahl Probleme: Bis zum Urnengang Ende Februar bleibt nicht viel Zeit, die Wähler für die eigenen Belange zu mobilisieren. Da kommt eine Parteispende in Millionenhöhe gerade recht. Man freue sich über die „großzügige Spende“, heißt es auf der Homepage der Partei.

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„Meine Karriere verläuft grauenhaft“

Mit Attributen wie „paneuropäisch“ und „progressiv“ kann sich Geldgeber Otto identifizieren. Er verstehe sich als „Weltbürger“ und als Europäer statt als Deutscher, heißt es in der auf seiner Webseite veröffentlichten Vita. Bereits in jungen Jahren „bereiste er die Welt und konnte mit anderen Kulturen in Berührung kommen.“ Etwa die Hälfte des Jahres lebe er in London, die andere im niedersächsischen Goslar, sagte der 29-Jährige der „Braunschweiger Zeitung“. In der britischen Hauptstadt will er an seiner Karriere arbeiten, zitiert ihn das Medium, das wie diese Redaktion zur Funke Mediengruppe gehört.

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Sein Künstlerdasein dürfte ihm die besagten Millionen nicht beschert haben. Knapp 8500 Menschen hören sich monatlich seine Songs auf der Streamingplattform Spotify an, gut 31.500 Menschen spielten dort „Lost The Night“ ab. Nur wenige Titel überschreiten die Marke von 100.000 Hörern. „Meine Karriere verläuft grauenhaft“, gab der Rapper gegenüber der „Braunschweiger Zeitung“ zu.

Warum der Spender so viel Geld geben kann

Abitur machte er auf einem Internat, sein Studium der Bildenden Kunst scheiterte nach Angaben der „Braunschweiger Zeitung“, die ebenfalls zur FUNKE Mediengruppe gehört. Woher kommt also das Geld für ein Teilzeitleben in London, drei Mitarbeiter und Parteispenden in Millionenhöhe? „Er kommt aus einer Industriellenfamilie“, heißt es in der Vita auf der Webseite vage.

Konkret: Seine Familie verdient ihr Geld mit Hausschuhen aus Filz. Seit 1989 ist das Unternehmen Haflinger in Goslar ansässig. Nach dem Tod seiner Mutter sei ihm ein erhebliches Erbe zugefallen, schreibt die Zeitung. Neben Geldern für Projekte seiner niedersächsischen bedachte er auch seine politische Heimat immer wieder mit Finanzspritzen.

Zwischen Dezember 2023 und September 2024 hatte er Volt laut „Braunschweiger Zeitung“ bereits 505.000 Euro gegeben. Mit der Millionenspende im November an die Partei, in der er selbst Mitglied ist, knackte Otto dann seinen persönlichen Rekord.

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#4 Cem Özdemir über die Bedrohung durch Erdogans Anhänger

Meine schwerste Entscheidung

Mit Einzelspenden dieser Größenordnung war zuletzt nur das Bündnis Sahra Wagenknecht bedacht worden. Fünf Millionen Euro schenkten Lotte Salingré und Thomas Stanger dem BSW. Ähnlich wie Otto gaben sie inhaltliche Überzeugungen an: Hatte es dem Ehepaar die „Friedenspolitik“ der Wagenknecht-Partei angetan, gibt Otto „Zusammenarbeit, Demokratie und Menschlichkeit“ als Grund an. Und dafür scheint er all-in gehen zu wollen: „Mit allem was ich habe“, will er die Partei unterstützen.

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