Berlin. Angela Merkel erzählt auf ihrer Buchtour, wie sie zu dem Spitznamen „Mutti“ kam – und wie sie sich schließlich damit abfand.

Angela Merkel bewirbt derzeit ihre Autobiografie „Freiheit. Erinnerungen 1954–2021“ auf einer internationalen Buchtour. Die ehemalige Regierungschefin reist um die Welt, um Interviews zu geben und Lesungen abzuhalten – und gewährt dabei mitunter bislang nicht bekannte Einblicke in ihre 16-jährige Amtszeit. Am Mittwochabend machte sie Station im Southbank Center in London.

Dort erzählte sie, wie sie zu ihrem Spitznamen „Mutti“ kam. „Es war nicht liebevoll ausgedacht. Der Begriff kam von einem männlichen Wesen in meiner Partei“, zitiert die „Bild“-Zeitung die Alt-Kanzlerin. „Um alles und jeden soll ich mich kümmern. Ich hatte mich um Bildungspolitik gekümmert, er meinte, du bist die Mutti, die ihren Kindern hinterherläuft.“

Nach anfänglicher Skepsis habe Merkel den Spitznamen akzeptiert: „Die Menschen fanden es aber nicht schlecht. Deswegen habe ich mich nicht weiter darüber aufgeregt“. 

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Angela Merkel und der Feminismus: Ein steiniger Weg

Auch ihre Haltung zum Feminismus beleuchtet Merkel. Bei der W20-Frauenkonferenz 2017 hatte sie sich noch unentschlossen gezeigt und zu Protokoll gegeben: „Ich möchte mich nicht mit einem Titel schmücken, den ich gar nicht habe.“ Erst gegen Ende ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin 2021 bekannte sie sich öffentlich zum Feminismus.

In einem Interview am Mittwoch fragte CNN-Moderatorin Christiane Amanpour Merkel nun, warum sie sich damals nicht als Feministin bezeichnet habe. Merkel erwidert: „Ich glaube, ich bin im Laufe der Zeit auf meine eigene Art und Weise zu einer Feministin geworden. Ich war nur nie an vorderster Front, um für feministische Themen zu kämpfen.“

Angela Merkel im CNN mit Christiane Amanpour
Angela Merkel spricht im US-Fernsehsender CNN mit Journalistin Christiane Amanpour über ihren Weg zum Feminismus. © CNN/ Screenshot | CNN

Die Förderung von Frauenthemen sei wichtig und, die Gleichstellung von Männern und Frauen müsse erkämpft werden, erklärte Merkel. Das habe sie im Laufe der Zeit getan. „Aber ich habe es nie so gesehen, dass wir Männer beiseite schieben müssen. Männer müssen sich ändern, ja, natürlich. Sie werden Aufgaben übernehmen müssen, die bisher von Frauen ausgeübt wurden“, sagte Merkel.

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