Berlin. Er ist Landwirtschafts- und Bildungsminister, will Ministerpräsident von Baden-Württemberg werden: Cem Özdemir. Infos zum Grünen-Politiker.

  • Seit Dezember 2021 ist Cem Özdemir Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft
  • Zudem leitet er seit November 2024 kommissarisch das Ministerium für Bildung und Forschung
  • Zehn Jahre lang war er Bundesvorsitzender der Grünen, fünf Jahre Mitglied des Europäischen Parlaments
  • Lesen Sie hier die wichtigsten Infos zum Privatleben und zur politischen Karriere Özdemirs

Er ist einer der Ur-Grünen: Schon seit 1981 ist Cem Özdemir Parteimitglied, hat mit der Umwelt-Partei Höhen und Tiefen erlebt. Zehn Jahre lang stand er ihr sogar vor. Aktuell ist der Politiker Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, zudem kommissarischer Minister für Bildung und Forschung. Seit Oktober 2024 ist zudem bekannt, dass Özdemir Nachfolger des baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann werden will. Doch wie tickt der gebürtige Schwabe? Was muss man über den Bundesminister wissen? Die wichtigsten Infos im Überblick.

Cem Özdemir: Die wichtigsten Infos zum Politiker im Steckbrief

NameCem Özdemir
Geburtsdatum 21. Dezember 1965
AmtBundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, zudem kommissarischer Minister für Bildung und Forschung
ParteiBündnis 90/Die Grünen
Parteimitglied seit 1981
Familiezwei Kinder
WohnortBerlin

Cem Özdemir: Herkunft, Ausbildung, Bücher – Das Wichtigste zu seinem Privatleben

Cem Özdemir wurde am 21. Dezember 1965 in Bad Urach geboren und wuchs auf der Schwäbischen Alb im Landkreis Reutlingen, Baden-Württemberg, auf. Seine Eltern kamen Anfang der 1960er Jahre als Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland und haben sich in der Bundesrepublik kennengelernt. Auf seiner Homepage bezeichnet Özdemir sich selbst als „Produkt des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens“. Nach seiner Mittleren Reife im Jahr 1983 schloss er zunächst 1987 eine Ausbildung zum Erzieher ab und arbeitete in einem Jugendzentrum. Weitere wichtige Infos zu Özdemirs Privatleben:

  • Ausbildung: Özdemir interessierte sich bereits früh für Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Schon in seiner Schulzeit weckten diese Themen sein politisches Interesse. Nach seiner Ausbildung zum Erzieher und der Fachhochschulreife 1989 studierte er Sozialpädagogik an der Evangelischen Fachhochschule für Sozialwesen in Reutlingen.
  • Familie: Der Politiker ist seit 2003 mit der aus Argentinien stammenden Journalistin Pia Maria Castro verheiratet. Das Paar hat eine Tochter und einen Sohn. Im November 2023 gaben sie öffentlich bekannt, seit längerem in Trennung zu leben. Özdemir ist seit 2024 mit der kanadischen Juristin Flavia Zaka liiert.
  • Beruf: Vor und während seines Studiums arbeitete Özdemir als Erzieher in einem Jugendzentrum in Reutlingen. Studienbegleitend war er zudem als freier Journalist für den Reutlinger General-Anzeiger und ein Lokalradio tätig. Nach Abschluss seines Studiums 1994 begann er seine politische Karriere. Zudem veröffentlichte Özdemir vier Bücher.
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Cem Özdemir bei den Grünen: Die wichtigsten Stationen seiner Karriere

Bereits 1981, im Alter von 16 Jahren, trat Cem Özdemir der Partei Bündnis 90/Die Grünen bei. 1989 wurde er Mitglied des Landesvorstandes der Grünen in Baden-Württemberg. 1994 folgte der nächste große Schritt: Özdemir wurde als erster Abgeordneter türkischer Abstammung in den Deutschen Bundestag gewählt. Diesem gehörte er zwei Legislaturperioden an. Nach einer Debatte über seine privat genutzten Bonusmeilen, trat er sein Amt als innenpolitischer Sprecher ab und nahm nach der Wahl sein Bundestagsmandat nicht an. Anschließend war er 2003 als „Transatlantic Fellow“ für den US-Think Tank „German Marshall Fund of the US“ in Washington DC und in Brüssel tätig. In dieser Zeit befasste er sich mit den transatlantischen Beziehungen und mit der politischen Selbstorganisation ethnischer Minderheiten in den USA und Europa.

Zwischen 2004 und 2009 war Özdemir Abgeordneter des Europäischen Parlaments. Er war außenpolitischer Sprecher seiner Fraktion, Vize-Präsident des CIA-Sonderausschusses und unter anderem Mitglied der Anti-Racism and Diversity Intergroup. Innerhalb der Gruppe setzte er sich für den Eintritt der Türkei in die EU ein. Bei der Europawahl 2009 trat Özdemir nicht wieder an.

2008 übernahm er dann an der Seite von Claudia Roth den Bundesvorsitz der Grünen; das Amt hatte er für zehn Jahre inne. Seit 2013 ist er erneut Mitglied des Deutschen Bundestages. Bei der Bundestagswahl 2017 vertrat er seine Partei an der Seite von Katrin Göring-Eckardt als Spitzenkandidat. Seit dem 8. Dezember 2021 ist Özdemir Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft und somit auch erster Bundesminister mit türkischem Migrationshintergrund. Inzwischen plant er den Wechsel von der Hauptstadt zurück nach Baden-Württemberg und bewirbt sich um das Amt des Ministerpräsident.

Cem Oezdemir, demeter Hof
Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen) besucht einen Bauernhof. © picture alliance / photothek | Ute Grabowsky

Cem Özdemir: Für welche Themen setzt sich der Politiker ein?

Özdemir setzt sich für umwelt- und energiepolitische Themen sowie für den Klimaschutz ein. Zur Ernennung zum Landwirtschaftsminister durch den Bundespräsidenten radelte er mit dem Pedelec. Weitere Themen, für die er steht, sind:

  • Landwirtschaft: Angesichts der Klimakrise und des Höfesterbens fordert Özdemir angemessene Preise, faire Einkommen und mehr Klima-, Umwelt- und Tierschutz für die Landwirtschaft. Außerdem setzte er sich für die Umsetzung der verbindlichen Tierhaltungskennzeichnung ein. Er selbst ist seit seiner Jugend Vegetarier.
  • Finanzpolitik: 2011 sprach sich Özdemir für eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes auf 49 Prozent aus.
  • Integration: „Ich möchte, dass aus Ausländern, die bleiben, Inländer werden.“ In einer Grundsatzrede zur Integrationspolitik im Jahr 2017 setzt sich Özdemir dafür ein, dass sich alle Menschen in Deutschland als gleichberechtigt innerhalb der Gesellschaft sehen. „Integration kann nur möglich werden mit identischen Rechten und Pflichten und unter dem Motto ‚Einhalt in Vielfalt‘“, so Özdemir.
  • Internationale Politik: Außenpolitisch setzt er sich für den Schutz der Menschenrechte ein und steht für eine wertebasierte Außenpolitik, die die Demokratie und Freiheit weltweit stärken soll. Seine angestrebte Agrarpolitik stellt die Notwendigkeit globaler Ernährungssicherheit und gerechter Handelsbeziehungen in den Fokus. 2016 war Özdemir einer der Hauptinitiatoren der Armenien-Resolution des Deutschen Bundestages, in der die Vertreibung und Tötung hunderttausender Armenier 1915/1916 im Osmanischen Reich als Völkermord eingestuft wurde.