Berlin. Brisanter Verdacht: Südkorea vermutet, dass Kim Jong-un ein U-Boot mit Atomantrieb bauen lässt. Es würde Nordkoreas Drohpotenzial erhöhen.

Drohungen mit Atomwaffen gehören zum Repertoire von Nordkoreas Herrscher Kim Jong-un. Immer wieder testen seine Militärs atomwaffenfähige Raketen, teilweise mit einer Reichweite von mehr als 15.000 Kilometern. Der Adressat: die USA.

Im Westen wird oft darüber gerätselt, wie weit die Nordkoreaner wirklich sind. Nun sind Pläne bekannt geworden, die für die Amerikaner alarmierend sein müssen. Denn es gibt Hinweise darauf, dass Kim seine Abschreckungsfähigkeit sogar noch verstärken will.

Kims lang gehegter Wunsch

Aus Südkorea wird gemeldet, dass Kim mit dem Bau eines U-Boots mit Atomantrieb begonnen hat, nebst den dazu geeigneten Raketen. Darüber habe der Militärgeheimdienst das Parlament in Seoul informiert, so der Abgeordnete Kang Dae-sik.

Wie die Nachrichtenagentur Yonhap meldete, befürchten die Südkoreaner, dass in der nordöstlichen Region Sinpo bereits mit dem Bau begonnen wurde. Viele Details sind freilich noch unbekannt, angefangen mit der genauen Tonnage.

Technologie aus Russland?

Nordkoreas Flotte umfasst 86 U-Boote, die technologisch in die Jahre gekommen sind. Ein atomgetriebenes Boot modernster Bauart gehört nicht dazu, wäre aber von Vorteil:

  • Es wäre wohl leiser als ein dieselangetriebenes Boot;
  • und mit der reduzierten akustischen Signatur schwerer zu orten.
  • Auch könnte es viel länger im Einsatz sein.

Was Südkorea stutzig macht

Es ist anspruchsvoll, ein solches Boot zu konstruieren, insbesondere auch den dazu benötigten Reaktor. Was die Südkoreaner misstrauisch macht und den Verdacht begründet, ist die Größe des Schiffs.

Unplausibel sind die Pläne nicht. Schließlich hat Kim auf einem Parteikongress im Januar 2021 selbst von einer Blauphase für ein Atom-U-Boot gesprochen. Die Entwurfsarbeiten an verschiedenen Waffen und Sensoren für ein solches Design seien abgeschlossen. Die parallele Entwicklung einer funktionsfähigen U-Boot-Rakete war unter anderem daran gescheitert, dass den Nordkoreanern gena das dazu passende Schiff fehlte.

Strategische Partnerschaft mit Putin

Fachleute bezweifeln, dass Nordkorea wirklich dazu fähig ist, ein atomgetriebenes U-Boot zu bauen. Aber: Russland und Nordkorea haben in diesem Jahr ein Abkommen über eine „strategische Partnerschaft“ abgeschlossen, das Kim und Kremlchef Wladimir Putin unterzeichnet haben.

Nordkorea liefert Waffen, insbesondere Artilleriemunition. Immer wieder wird auch der Verdacht geäußert, dass Nordkoreaner am Ukraine-Krieg beteiligt sind, mit Technikern, womöglich auch mit Soldaten, was in Moskau allerdings bestritten wird. Die Russen haben wiederum das Know-How im U-Boot-Bau, weshalb in Militärkreisen über einen brisanten Transfer spekuliert wird. Haben sie Nordkorea mit Technologie und Fachwissen unterstützt?