San Francisco. Militärisch rücken China und Russland enger denn je zusammen. Die USA beobachten es mit Argusaugen. Sie denken an die Ukraine und an Taiwan.
Chinas Marine hat erstmals ihre drei Flugzeugträger gleichzeitig in See stechen lassen. Es war eine Demonstration der Stärke – für die USA schon der zweite Weckruf binnen Wochen. Gerade ging eine siebentägige Großübung mit Russland zu Ende: „Ocean 2024“.
Wie zum Beweis der Drohkulisse hat China in dieser Woche auch eine Interkontinentalrakete getestet – das erste Mal seit 1980. Und Russland? Hat nahezu zeitgleich seine Atomwaffendoktrin verschärft.
Eine Supermacht beobachtet natürlich mit Argwohn, wenn ein Rivale wie China seit nunmehr über zehn Jahren seine Marine, aber auch seine Luftwaffe ausbaut. Vor allem werfen die gemeinsamen Übungen die Frage auf, ob die Atommächte auch in einem Konflikt ihre Kräfte bündeln würden. Im Ukraine-Krieg oder etwa im Taiwan-Konflikt?
In der Arktis gemeinsame Sache
Offiziell besteht kein Beistandspakt. Aber diskutiert werden solche Fragen, gerade in den USA. Elizabeth Wishnick, China-Expertin der unabhängigen Forschungsgruppe CNA, sagt: „Ich weiß nicht, ob russische Flugzeuge beispielsweise einen chinesischen Angriff auf Taiwan unterstützen werden oder ob russische Schiffe in einem Konflikt mit den Philippinen chinesische Schiffe unterstützen werden? Das bezweifle ich.“
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Gemeinsame Interessen haben und vertreten sie, am augenfälligsten in der Arktis. Als das Bundeskabinett Mitte September in Berlin neue Leitlinien deutscher Arktispolitik beschloss, ging es ausdrücklich darauf ein. Deutschland werde das russische Vorgehen in der Arktis, inklusive der engeren Kooperation mit China, „genau beobachten und sich bei der Reaktion eng mit den Verbündeten und Partnern in Nato und EU abstimmen.“
Putin lehnt sich an China an
In der Arktis ist es eine Win-win-Situation: China stößt in eine Region vor, aus der es lange Zeit weitgehend herausgedrängt worden war. Umgekehrt umgeht Russland seine Isolation durch die anderen Anrainerstaaten seit dem Ukraine-Krieg.
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Kremlchef Wladimir Putin und Chinas Machthaber Xi Jinping sind sich einig, dass der Westen ihre Kerninteressen unterdrücken will. Jeder spürt einen Stein in seinem Schuh:
- Putin will eine weitere Nato-Erweiterung verhindern; nicht das einzige, aber ein wichtiges Motiv für den Ukraine-Krieg.
- Xi strebt die Kontrolle über Taiwan und die Vorherrschaft im Südchinesischen Meer an.
Es sind die USA, die jedes Mal ihre Pläne durchkreuzen. Im Südchinesischen Meer gilt das buchstäblich. Dort patrouilliert der Flugzeugträger USS „Theodore Roosevelt“. Es stehen sich die Marinen der USA und der aufstrebenden Seemacht China gegenüber.
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Das Zielpublikum der Manöver: die USA
Russland erleidet hohe Verluste im Ukraine-Krieg, materiell wie personell. Es läuft Gefahr, sich militärisch zu überdehnen. Momentan ist es in der Kooperation mit China eher der Anlehnungspartner. Putin verspricht sich politisch viel vom Zusammengehen.
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In einer Videobotschaft zu den gemeinsamen Übungen warf er den USA und ihren Verbündeten vor, sie würden „die angebliche russische Bedrohung und die Eindämmungspolitik Chinas als Vorwand nutzen, um ihre militärische Präsenz entlang der Westgrenzen Russlands sowie in der Arktis und im asiatisch-pazifischen Raum auszubauen“.
Sie üben mehr und anspruchsvoller
Bei „Ocean 2024“ entsandte China mehrere Kriegsschiffe und 15 Flugzeuge in die Gewässer vor der russischen Ostküste. Zuvor hatten die Streitkräfte beider Staaten in Gewässern nahe Japan manövriert. Die breite Öffentlichkeit bekommt von solchen Aktionen nur etwas mit, wenn, wie im Sommer, russische und chinesische Bomber so nahe an Alaska fliegen, dass sie von amerikanischen und kanadischen Kampfjets abgedrängt werden müssen. Die Amerikaner waren das Zielpublikum für diese „Show of Force“.
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Die Übungen kommen nicht unvermittelt. Die Kooperation hält seit über zehn Jahren an. Seit 2014 haben die beiden Armeen nach Angaben des Center for Strategic and International Studies jedes Jahr vier bis zehn gemeinsame Militärübungen oder Patrouillen abgehalten. Ihre Zahl nimmt zu, die Manöver selbst werden anspruchsvoller.
Wird Taiwan zum Test der Kooperation?
Der Ukraine-Krieg zeigt allerdings, dass beide Seite ihre Sphären und Interessen auch genau trennen können. China liefert keine Waffen an Russland und bleibt vordergründig neutral. Die Amerikaner glauben, dass es nur Dual-Use-Produkte exportiert, also Komponenten, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können.
Umgekehrt pflegt Russland enge Beziehungen zu Indien, Chinas Konkurrenz in Asien. Die entscheidende Frage ist aus US-Sicht, ob die Russen China bei einem Vorgehen gegen Taiwan unterstützen; ob sie im Gleichschritt marschieren würden. Geübt haben sie es ja.
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