Berlin. Der Kassenärzte-Chef warnt vor zunehmender Gewalt in Arztpraxen. Aggressives Verhalten und körperliche Übergriffe würden zunehmen.
Aggressives Verhalten und verbale Bedrohungen bis zu Tätlichkeiten werden immer häufiger bei Arzt. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), berichtet in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ von zunehmender Gewalt in Arztpraxen. Laut Gassen eskaliert die Lage nicht nur in Notaufnahmen, sondern auch bei niedergelassenen Ärzten zunehmend.
Gassen berichtete von einem deutlichen Anstieg an offener Aggression und extrem forderndem Verhalten. „Es geht um verbale, es geht um physische Gewalt. Ich hatte selbst schon einen Patienten, der eine Tür kaputt getreten hat“, sagte Gassen, der in Düsseldorf in einer Gemeinschaftspraxis praktiziert..
Er kritisierte, dass „so ein asoziales Verhalten null Konsequenzen“ habe. Deshalb müsse „das Gesetz von Justizminister Marco Buschmann zum besseren Schutz von Einsatzkräften auf die Arztpraxen ausgeweitet werden.“ Gassen betonte, dass es „überfällig“ sei, das Strafgesetz zu verschärfen, da „auch Praxen sich nicht alles bieten lassen“ müssten.
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Gewalt in Praxen ist „Nationen-übergreifend“
Laut Gassen pflegen die meisten Patienten und Ärzte ein „sehr vertrauensvolles Verhältnis“. Doch es gebe eine „kleine, leider aber größer werdende Klientel, die wirklich schwer erträglich ist“. Zu den „Übeltätern“ gehörten „Menschen mit Migrationshintergrund, Flüchtlinge und Deutsche“.
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Das Phänomen, dass Patienten sich unangemessen verhalten und eine „schräge Einschätzung der eigenen Behandlungsdringlichkeit“ haben, sei „ein Nationen-übergreifendes Phänomen“. Häufig komme es vor, dass „sechs Leute (...) als Begleitung mit in die Praxis oder die Notaufnahme“ kämen und „Radau“ machten, was „bemerkenswert und extrem unangenehm“ sei.
Gassen bemängelte, dass die Politik das Problem noch nicht ausreichend beachtet habe. „Aber es ist genauso unerträglich, wenn Feuerwehrleute mit Flaschen beworfen werden, wie wenn Krankenhaus- oder Praxismitarbeiter bedroht oder körperlich angegangen werden, weil irgendein Vollidiot meint, sein Schnupfen müsste jetzt sofort behandelt werden und er sei nicht freundlich genug behandelt worden.“ Er forderte „deutliche und schnelle Strafen“, um sicherzustellen, dass die Botschaft bei den Tätern ankommt.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) schrieb auf X: „Gewalt und Gewaltandrohungen gegen ÄrztInnen und Pflegekräfte müssen stärker bestraft werden. Uns droht so schon ein ganz massiver Arztmangel, Praxen können nicht wieder besetzt werden.“ Man arbeite an einem Gesetz zur Strafverschärfung, teilte er mit.