Hamburg. Hier hielt Rabbiner Carlebach 1939 den letzten Gottesdienst. Betsaal dient als Übergang bis zum Umzug in neue Synagoge im Univiertel.

Die Jüdische Gemeinde Hamburg schlägt ein neues Kapitel ihrer Geschichte auf: Am Freitag wurde der historische Betty-Heine-Saal im ehemaligen Israelitischen Krankenhaus an der Simon-von-Utrecht-Straße auf St. Pauli als Betsaal der Reformsynagoge in Hamburg eingeweiht. Bis die Einheitsgemeinde mit allen Angeboten in die neuen Gebäude der Bornplatzsynagoge einziehen kann, werde der Saal nun das Zuhause der liberalen Juden, teilte die Jüdische Gemeinde mit.

Als der Rabbiner Joseph Carlebach im August 1939 hier den letzten Gottesdienst hielt, hatte das Gebäude bereits fast 100 Jahre lang Geschichte geschrieben. 1841 von dem Hamburger Kaufmann Salomon Heine zum Andenken an seine gestorbene Frau Betty gestiftet, hatte das Hospital nicht nur die Krankenversorgung der Hamburger Jüdinnen und Juden erheblich verbessert. Es war auch zu einer Anlaufstelle für Hamburger aller Konfessionen geworden. Auch für die Menschen, die sich eine ärztliche Behandlung nicht leisten konnten - ein soziales Novum in der Hamburger Stadtgeschichte.

Jüdische Gemeinde: Freuen uns, Teil der vielfältigen Gesellschaft von St. Pauli zu werden

„Dass der Hamburger Oberrabbiner Carlebach den letzten Gottesdienst im Betty-Heine-Saal des Israelitischen Krankenhauses feierte, verstehen wir heute als Auftrag, an die ehrwürdige Geschichte der Hamburger Jüdischen Gemeinde anzuknüpfen und diese als moderne jüdische Gemeinde in die Zukunft zu führen“, sagte Michael Heimann von der Kultuskommission der Reformsynagoge.

Stefanie Szczupak vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde betonte: „Wir freuen uns, nach so vielen Jahren wieder Teil der vielfältigen Gesellschaft im Stadtteil St. Pauli zu werden.“

Religion: Fegebank betont enge Verbindung Hamburgs mit dem jüdischen Leben

Als Einheitsgemeinde bietet die Jüdische Gemeinde in Hamburg Raum für verschiedene Strömungen des Judentums und ist das Dach für sowohl die orthodox geprägte Synagoge in der Hohen Weide als auch für die liberal geprägte Reformsynagoge im Betty-Heine-Saal.

„Mit dem Einzug in den Betty-Heine-Saal bekommt die Reformsynagoge nun einen eigenen Betsaal und damit ein festes Zuhause, bis die Jüdische Gemeinde in die Gebäude der neuen Bornplatzsynagoge einzieht“, sagte Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne). „Die historische Bedeutung des Betty-Heine-Saals zeigt, wie eng die Geschichte unserer Stadt mit jüdischem Leben verbunden ist. Deshalb freue ich mich sehr, dass mit dem heutigen Tag die Sichtbarkeit der Gemeinde und die Vielfalt jüdischen Lebens in unserer Stadt gestärkt werden.“

St. Pauli: Veit sieht guten Übergang bis Einweihung der Bornplatzsynagoge am Grindel

Auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) kam zur Einweihung des neuen Betsaals. „Ich freue mich, dass hier im Betty-Heine-Saal jüdisches Leben in unserer Stadt sichtbar und präsent sein wird“, sagte Veit. „Es ist ein geschichtsträchtiger Ort und zugleich ein Übergang, der in die Zukunft weist.

Sobald der Bau der Bornplatzsynagoge endlich realisiert ist, wird es dann im Grindelviertel in unserer Stadt ein neues Zentrum jüdischen Lebens, jüdischer Religion und Kultur geben.“