Hamburg. SPD-Chefin sieht gute Chancen für Ampel-Bündnis und will sich mit Grünen auf Hamburg konzentrieren. Was die Wahlkreis-Verlierer sagen.

In Hamburg hieß der stärkste Konkurrent für die SPD bei dieser Wahl nicht wie auf Bundesebene CDU. Es waren ausgerechnet die Grünen, Koalitionspartner im Rathaus, die den Sozialdemokraten in der Hansestadt hart auf den Fersen sind.

Zwar ging die SPD auch in Hamburg mit 29,3 Prozent der Zweitstimmen als stärkste Partei durch die Ziellinie. Ein anderes Wahlziel haben die Sozialdemokraten allerdings verpasst: Sie gewannen nur in vier der sechs Wahlkreise ein Direktmandat.

Bundeskanzler: Annen erfreut über Erfolg für Scholz

Besonders bitter war das für Matthias Bartke, der in Altona der jungen Grünen-Politikerin Linda Heitmann unterlag. „Ich muss das erst mal verarbeiten“, sagte Bartke dem Abendblatt am Montag. Eine mögliche Erklärung lautet für ihn: „Im Kerngebiet Altona ist das Milieu sehr grün“, gerade in den Neubaugebieten wie in der Neuen Mitte Altona. Was der Jurist Bartke jetzt beruflich vorhat, weiß er noch nicht. „Am Donnerstag fliege ich erst mal nach Kreta, das war schon lange so geplant“, sagt er.

Niels Annen verlor seinen Wahlkreis in einem „Wimpernschlagfinale“ mit 412 Stimmen Unterschied an den früheren Justizsenator Till Steffen von den Grünen. „In vielen deutschen Groß- und Universitätsstädten haben wir bei dieser Wahl sehr starke Grüne erlebt, das hat sich auch im Ergebnis in Eimsbüttel niedergeschlagen“, sagt Annen. Er will nun nach vorn schauen und ist froh, dass Olaf Scholz die Wahl gewonnen hat.

„Die Deutschen wollen, dass Scholz Kanzler wird“

„Was die Christdemokraten am Wahlabend aufgeführt haben, kann nicht davon ablenken, dass sie die Wahl klar verloren und keinen Regierungsauftrag erhalten haben“, sagt Annen. „Die Deutschen – das zeigen alle Umfragen und das Wahlergebnis – wollen, dass Olaf Scholz Kanzler wird.“

Auch die Hamburger SPD-Landesvorsitzende Melanie Leonhard glaubt, „dass es eine gute Chance für eine moderne neue Regierungskonstellation gibt“. Das Wahlergebnis deute klar auf diese Form des Wechsels hin. Leonhard hätte kein Verständnis dafür, wenn Wahlverlierer Armin Laschet neuer Kanzler würde – „und mein Gefühl ist, dass das angesichts der massiven Verluste der CDU auch die Wählerinnen und Wähler nicht verstehen würden“, sagte sie dem Abendblatt.

Ampel-Koalition erhält Zuspruch in Hamburg

Aus ihrer Sicht wäre es seltsam, wenn sich die Grünen, die für eine entschiedene Klimapolitik angetreten sind, in die Hände eines Politikers begeben würden, der gesagt habe, eine Flut wie in Nordrhein-Westfalen sei kein Grund, die Politik zu ändern, so Leonhard. Dass die SPD sich in zwei Hamburger Wahlkreisen nicht durchsetzen konnte, nannte sie „schmerzlich“. Dafür habe die SPD aber den Wahlkreis Nord/Alstertal dazugewonnen – insgesamt also ein großer Erfolg für die SPD.

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Auch andere Genossen trommelten am Montag kräftig für eine Ampel-Koalition unter ihrer Führung. Die Hamburger SPD habe ein sehr gutes Ergebnis erzielt, sagte Spitzenkandidatin Aydan Özoguz. „Wir freuen uns, dass die Menschen in Hamburg, die Olaf Scholz als Bürgermeister gut kennen, sagen: Wir vertrauen ihm und wollen, dass er Bundeskanzler wird.“

Leonhard: Politik in Hamburg wieder im Fokus

Die Bürgerinnen und Bürger wollten einen Politikwechsel. Özoguz: „Es ist befremdlich, dass Armin Laschet, der das schlechteste Ergebnis eingefahren hat, das die CDU je hatte, für sich den Anspruch auf das Kanzleramt erhebt.“ Auch Wahlkreisgewinner Metin Hakverdi sagte: „Es ist sehr deutlich geworden, dass die Menschen eher Olaf Scholz zutrauen, Bundeskanzler zu sein, als Armin Laschet.“

Trotz der erstarkten und selbstbewussteren Grünen glaubt SPD-Landeschefin Leonhard, dass das Regieren mit dem politischen Partner im Rathaus nun einfacher werde. Das Kräfteverhältnis sei erneut gemessen worden und die Grünen wie schon bei der Bürgerschaftswahl 2020 abermals zweitstärkste Kraft geworden. „Jetzt können wir uns alle wieder ohne Ablenkungen auf die Politik in Hamburg konzentrieren“, so Leonhard.