Hamburg. Es geht um Rassismus, religiöse und geschlechtsspezifische Vorurteile. 3000 Beamte sollen teilnehmen.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) weist Forderungen nach einer Rassismus-Studie in der Polizei beharrlich zurück – doch Hamburg geht eigene Wege. Im Oktober startet eine Studie, mit der erforscht werden soll, welche Risikofaktoren bei Polizisten die Entstehung von Vorurteilen und radikalen Einstellungen begünstigen.

Rassismus-Studie in Hamburg: Befragung von 3000 Polizisten

Für die Studie der Akademie der Polizei in Kooperation mit Universitäten und Forschungseinrichtungen aus Hamburg, Niedersachsen und NRW werde eine „repräsentative Stichprobe mit einer Mindestgesamtgröße von 3000 anonym befragten Polizisten, Mitarbeitern und Führungskräften angestrebt“, sagte Akademie-Leiter Thomas Model vor einem heute beginnenden, zweitägigen Symposium mit hochrangigen Vertretern aus Politik, Wissenschaft und Polizei in den Messehallen.

„Nur wer sich mit diesen Risiken offen und unvoreingenommen auseinandersetzt, kann Präventionsstrategien entwickeln, um die demokratische Widerstandsfähigkeit der Polizei gegen radikale Haltungen zu stärken“, sagte Innensenator Andy Grote (SPD) dem Abendblatt zu dem Symposium.

Mit der Studie solle erforscht werden, ob und wie sich Vorurteile verfestigen, wenn Beamte etwa an Brennpunkten tagtäglich mit den immer gleichen Gruppierungen und Problemstellungen konfrontiert seien, so Model.

Das betreffe nicht nur Rassismus, sondern auch geschlechterspezifische oder religiöse Vorurteile. In einer Mail an die 11.000 Mitarbeiter der Polizei heißt es: „Wichtig ist, was diese Erfahrungen mit uns machen, wie wir mit ihnen umgehen und dass wir uns durch sie nicht zu diskriminierendem Verhalten verleiten lassen. Welches sind hier Risikofaktoren? Wie können wir uns schützen?“

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Ein Forschungsvorhaben mit dieser Zielsetzung und in dieser Größenordnung sei einzigartig in Deutschland. „Niemand sollte so tun, als gebe es keine Vorurteile oder radikale Einstellungen in der Polizei“, so Model.

Um der Sache wissenschaftlich auf den Grund zu gehen, habe die Akademie im März 2019 mit den Vorbereitungen begonnen. Mit einem neuen Persönlichkeitstest will die Polizei ab Mitte 2021 zudem herausfinden, ob Bewerber anfällig sind für radikale Strömungen; seit Anfang September ist der Verfassungsschutz gesetzlich verpflichtet, Polizeianwärter vor der Einstellung zu überprüfen.