Hamburg. Hamburgs SPD hat erstmals ein Duo als Parteiführung: Bisherige Landeschefin Melanie Leonhard und ihr Vize Nils Weiland gewählt.

Es ist ein Novum für die Hamburger SPD: Erstmals in ihrer Geschichte werden die Sozialdemokraten in der Hansestadt von einer Doppelspitze geführt. Auf einem Parteitag im Bürgerhaus Wilhelmsburg bestätigten die Delegierten am Sonnabendvormittag zunächst ihre Landeschefin Melanie Leonhard. Mit 286 Ja-Stimmen von insgesamt 302 Stimmen kam die 44-Jährige auf eine Zustimmung von 94,7 Prozent. Es gab zwölf Nein-Stimmen und vier Enthaltungen. 



Den bisherigen stellvertretenden Vorsitzenden Nils Weiland wählten die Delegierten dann zum Co-Chef der Landesorganisation. Die Zustimmung für den 48-Jährigen fiel mit 78,6 Prozent allerdings deutlich geringer aus. 242 Delegierte votierten mit Ja, 52 mit Nein, 14 enthielten sich.

SPD in Hamburg: Leonhards Co-Vorsitzender Weiland tritt "aus der zweiten in die erste Reihe"

Melanie Leonhard sprach anschließend von einem guten Ergebnis für Weiland – „dafür, dass er aus der zweiten Reihe in die erste Reihe getreten ist“. Der Wirtschaftsanwalt hatte das Amt des Stellvertreters neun Jahre lang inne. Bislang war er außerhalb der Partei kaum öffentlich in Erscheinung getreten. Er sei „total happy“ mit dem Ergebnis, sagte Weiland.

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In seiner Bewerbungsrede vor etwa 200 SPD-Mitgliedern im Saal und weiteren etwa 100 Mitgliedern, die von zu Hause aus digital abstimmten, hatte Weiland gefordert, dass sich die Hamburger Sozialdemokraten einigen Themen stärker annehmen müssten. Er verwies etwa auf die Altersstruktur in der Landesorganisation: „Ich glaube und befürchte, dass wir als Partei so langsam vergreisen“, sagte Weiland. „Wenn wir da nicht in die Pötte kommen und zusehen, dass wir in jüngeren Generationen stärkeren Anklang finden als bislang, dann werden wir in naher Zukunft nicht mehr mit diesem Selbstbewusstsein, mit dem wir hier und heute zurecht auftreten, auftreten können.“

Nils Weiland soll in der SPD-Doppelspitze Melanie Leonhard entlasten

Zudem müsse die SPD den Erfolg der Grünen in Großstädten kontern und sich auch darum bemühen, zur AfD und zu den Linken abgewanderte Wähler zurückzugewinnen. „Ich will und mag es nicht akzeptieren, dass es in großer Zahl Menschen in dieser Stadt, in diesem Land gibt, die keine Rassisten sind und die auch keine kommunistische Gewaltherrschaft herbeisehnen, die aber trotzdem entweder AfD oder Linke wählen, weil sie sich vergessen fühlen von dieser Gesellschaft."

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Weiland soll als Co-Vorsitzender nicht nur neue Impulse setzen, sondern auch Melanie Leonhard entlasten. Sie hatte im März 2018 nach dem Abgang des damaligen Bürgermeisters und SPD-Landesvorsitzenden Olaf Scholz nach Berlin dessen Position an der Parteispitze der Hamburger Sozialdemokraten übernommen.

Damals war Leonhard bereits Senatorin für Arbeit, Soziales, Familie und Integration. Die größte Behörde und gleichzeitig die mit mehr als 10.000 Mitgliedern größte Partei der Stadt zu führen, galt schon als Mammutaufgabe. 

Nach der Bürgerschaftswahl 2020 übertrug Bürgermeister Peter Tschentscher seiner Sozialsenatorin allerdings zusätzlich noch den Bereich Gesundheit – und damit die Hauptverantwortung für die Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Viel Lob von Leonhard für Weiland: "passgenaue Unterstützung"

Ein Rückzug der sehr beliebten Parteivorsitzenden war für die Genossen keine Option. So entstand die Idee zu einer Doppelsitze. Im Juni machte ein Parteitag den Weg dafür frei.

Leonhard lobte Nils Weiland am Sonnabend sehr. Er könne gut vermitteln, agiere gelassen und auch seine juristische Kompetenz sei für die Parteiarbeit sehr hilfreich. Deshalb könne Weiland sie „passgenau unterstützen“, sagte Leonhard.