Hamburg. Nachfolger von Barbara Kisseler gekürt. CDU nennt Brosdas Wahl “Verlegenheitslösung“. Staatsrätin wird eine Ex-Senatorin.

Keine Kultursenatorin – dafür ein ausgewiesener Kenner und „Ersatzmann“: Der bisherige Staatsrat für Kultur, Medien und Digitales, Carsten Brosda, wird neuer Hamburger Kultursenator. Er tritt die Nachfolge der verstorbenen Barbara Kisseler an. Kisseler hatte unter anderem das Projekt Elbphilharmonie mit Verve vorangetrieben, bei dem nach ihrem Tod Brosda die Fäden in der Hand hielt. Brosdas neue Staatsrätin wird eine alte Bekannte: Die frühere Justizsenatorin Jana Schiedek übernimmt den Posten. Das sogenannte „Amt Medien“, ein Steckenpferd von Bürgermeister Olaf Scholz und Brosda, soll aus der Senatskanzlei „als weiter eigenständiges Amt“ in die Kulturbehörde ziehen.

Scholz sagte, Brosda genieße einen „hervorragenden“ Ruf bei den Kulturschaffenden der Stadt. „Er ist für sie ein kompetenter Ansprechpartner, der zugleich über eine fundierte Verwaltungserfahrung verfügt. Mit seiner bisherigen Arbeit in der Kulturbehörde hat er dies im zurückliegenden Jahr unter Beweis gestellt. Ich wünsche ihm für seine künftige Aufgabe viel Glück und Erfolg bei der Amtsführung.“

Im Video: Scholz stellt Kultursenator Brosda vor

Olaf Scholz stellt Kultursenator Carsten Brosda vor  

Carsten Brosda: Barbara Kisseler hat Leitlinien definiert

Brosda sagte, Barbara Kisseler habe „Leitlinien der Kulturpolitik definiert, deren Weiterentwicklung eine große Aufgabe sein wird“. Hamburg müsse als Kulturstadt weiter profiliert werden. „Angesichts der aktuellen Unübersichtlichkeiten überall auf der Welt ist schon jetzt eine Hinwendung zu Fragen des Sinns und der Orientierung spürbar. Kultur kann dafür auch in Hamburg – von der Elbphilharmonie bis zur Stadtteilinitiative – Orte und Gelegenheiten schaffen.“

Kritik von der CDU: "Einfallslos"

Für die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft erklärte deren Vorsitzender André Trepoll: „Wir freuen uns, dass Hamburgs Kulturszene nach langer Vakanz nun wieder einen richtigen Ansprechpartner im Senat hat.“ Scholz habe am Ende der Suche nach einer Kisseler-Nachfolgerin die „einfallsloseste Entscheidung getroffen, die es gab“. Brosda sei eine Verlegenheitslösung und ein langjähriger Vertrauter Scholz‘ anstatt eines „parteilosen Kultursenators mit hoher fachlicher Kompetenz“, wie das zuletzt der Fall gewesen sei.

Für die FDP sagte der kulturpolitische Sprecher Jens P. Meyer: „Hamburg braucht einen Kultursenator, der sich um die Hamburger Kulturszene in ihrer ganzen Vielfalt kümmert. Die FDP-Fraktion wird deshalb vor allem darauf achten, dass der neue Senator nicht nur die großen Projekte fördert, sondern gerade auch die freie Szene, die kleineren Theater und die Stadtteilkultur nicht aus dem Blick verliert.“

Mit Brosdas Berufung auf einen Senatorenposten war zunächst nicht gerechnet worden, da Olaf Scholz aus Gründen der Parität eigentlich eine Frau auf diesen Posten bringen wollte.

Brosda verfügt über langjährige Erfahrung in Verwaltung und Politik. Von 2005 bis 2009 war er Referatsleiter und von 2008 bis 2009 auch stellvertretender Leiter des Leitungs- und Planungsstabes im Bundesministerium für Arbeit und Soziales. Von 2010 bis 2011 arbeitete er als Abteilungsleiter Kommunikation beim Vorstand der SPD in Berlin. Im Juni 2011 übernahm er die Leitung des neu geschaffenen Amtes Medien in der Hamburger Senatskanzlei. Seit 1. März 2016 war er Staatsrat der Kulturbehörde.