Rom. Der Vatikan denkt bereits an die Zeit nach Franziskus. Die Gerüchteküche brodelt: Vor allem einem Mann werden gute Chancen eingeräumt.

Seine Stimme ist wackelig, oft gerät er außer Atem und bittet einen Mitarbeiter, seine Ansprachen zu verlesen. In der Osterwoche sind die Augen der Welt auf Papst Franziskus gerichtet, der einen schwierigen Winter mit vielen Beschwerden hinter sich hat. Die Katholiken bangen um die Gesundheit des 87-jährigen Argentiniers, der bei den Audienzen im Vatikan meist im Rollstuhl sitzt und in den vergangenen Wochen wegen Grippe und Bronchitis mehrere Termine absagen musste.

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    Angesichts seines angeschlagenen Gesundheitszustands wird nach den Worten von Papst Franziskus im Vatikan bereits an ein Konklave – also die Wahl eines Nachfolgers – gedacht. Während seiner Krankenhausaufenthalte im vergangenen Jahr habe es den einen oder anderen gegeben, „der lieber Wahlkampf betrieb und bereits an ein neues Konklave dachte“, schrieb der 87-jährige Pontifex in seiner Autobiografie mit dem Titel „Leben. Meine Geschichte in der Geschichte“, die vor wenigen Tagen auch in deutscher Sprache erschienen ist.

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    Über einen Rücktritt hat Franziskus im Gegensatz zu seinem Vorgänger Benedikt XVI. nie nachgedacht, denn das Papstamt ist für ihn eines auf Lebenszeit. Doch im Vatikan wird bereits über die möglichen Kandidaten für die Nachfolge des seit elf Jahren amtierenden Jorge Bergoglio spekuliert. 132 der 241 Kardinäle der Weltkirche sind derzeit in einem möglichen Konklave stimmberechtigt. Erst Ende September hatte Papst Franziskus 21 neue Kardinäle ernannt, davon 18 Papstwähler.

    Nachfolge: Mehrere mögliche Kandidaten aus Italien

    Wer kommt unter den Purpurträgern für Franziskus‘ Nachfolge wirklich infrage? Nach einem Polen, einem Deutschen und einem Südamerikaner könnte die Zeit für eine Rückkehr zu einem Italiener als Papst reif sein. Gute Chancen werden dem Staatssekretär des Heiligen Stuhls, Kardinal Pietro Parolin (64), eingeräumt.

    Kardinal Pietro Parolin  ist nicht nur Franziskus‘ „rechte Hand“, sondern könnte auch sein Nachfolger werden.
    Kardinal Pietro Parolin ist nicht nur Franziskus‘ „rechte Hand“, sondern könnte auch sein Nachfolger werden. © picture alliance / ©Massimiliano MIGLIORATO / CPP | / ipa-agency.net

    Der Norditaliener wäre der vierte Staatssekretär, der in der Kirchengeschichte zum Papst gewählt würde. Parolin ist ein gemäßigter Diplomat, der wegen seiner Diskretion und seines Wunsches, nicht zu stark im Rampenlicht zu stehen, von jedem geschätzt wird. Obwohl er de facto Franziskus‘ „rechte Hand“ ist, unterhält er auch gute Beziehung zu konservativeren Kreisen.

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    Als Alternative unter den Italienern gilt der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Matteo Zuppi. Der Erzbischof von Bologna ist wie Parolin wegen seines für einen Purpurträger relativ jungen Alters (67) ein idealer Kandidat für ein längeres Pontifikat. Er hat bei Friedensmissionen im Auftrag des Papstes in Kiew und in Washington viel diplomatisches Geschick bewiesen. Zuppi hat eine enge Verbindung zur katholischen Basisgemeinschaft Sant‘Egidio, die sich stark für Migranten engagiert. Er zählt zu der jüngeren Riege von Kardinälen, die als reformorientiert und Franziskus-treu gelten.

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    Ein progressiver Kandidat ist auch der Malteser Mario Grech. Der 66-Jährige hat zuletzt als Generalsekretär der Bischofssynode organisatorisches Talent bewiesen und tritt für eine Kirche des Zuhörens ein, die auch für Homosexuelle, Laien und Frauen offen ist. Die Vorbereitung der 2021 von Franziskus angestoßenen Weltsynode unter dem Titel „Für eine synodale Kirche – Gemeinschaft, Teilhabe und Mission“ hat Grech maßgeblich vorangetrieben. Unter seiner Führung wurde zunächst auf der Ebene der Diözesen, dann der Kontinente und schließlich auf jener der Weltkirche eine umfassende Sammlung von Reformwünschen zusammengetragen. Erst nach dem Abschluss einer weiteren Bischofssynode im Oktober 2024 wird dann der Papst allein entscheiden, welche Reformen durchgesetzt werden. Kardinal Grech wird dabei immer an seiner Seite sein.

    Kardinal Robert Sarah: Zeit für den ersten afrikanischen Papst?

    Nach drei ausländischen Päpsten aus Europa und Südamerika fragt man sich in Rom, ob die Zeit für einen Pontifex aus Afrika reif sei. Zu den möglichen Anwärtern für den Stuhl Petri gilt der aus Guinea stammende Kardinal Robert Sarah. Der 74-Jährige ist der Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung.

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    Seine Biografie ist beachtlich: Sarah ist in der Savanne unter Heiden und Animisten aufgewachsen und hat in Frankreich und Jerusalem studiert. Von Paul VI. wurde er im Alter von nur 33 Jahren zum Bischof ernannt und von Johannes Paul II. nach Rom berufen. Eine tiefe Harmonie verband ihn mit Joseph Ratzinger, der ihn zum Kardinal ernannte und mit ihm das Interesse für die Figur des Heiligen Augustinus teilte.

    Kardinal Robert Sarah könnte der erste afrikanische Papst werden. Allerdings ist er mit 74 Jahren schon recht alt.
    Kardinal Robert Sarah könnte der erste afrikanische Papst werden. Allerdings ist er mit 74 Jahren schon recht alt. © AFP via Getty Images | GUY PETERSON

    Kardinal Robert Sarah hat sich wiederholt gegen Franziskus‘ Einwanderungspolitik gewandt und die jungen Afrikaner beschworen, ihre Länder nicht zu verarmen, indem sie sie für unerfüllbare Träume in Europa aufgeben. Die Beziehungen zwischen Sarah und Papst Franziskus dagegen waren nie gut. Daher gilt Sarah als Kandidat für diejenigen, die einen klaren Kurswandel im Vatikan fördern. Sein Alter könnte jedoch ein Hindernis für seine Wahl sein.

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    Die Konservativen im Vatikan suchen nach weiteren Symbolfiguren. In Europa blicken Nostalgiker des konservativen Papstes Benedikt auf den Budapester Kardinal Peter Erdö (71) als zukünftigen Pontifex. Geschichte, Bildung und sogar Ideen des Ungarn unterscheiden sich stark von denen von Papst Franziskus, angefangen bei der Frage der Migranten. Er versucht, die Beziehungen zwischen den Katholiken und den orthodoxen Kirchen so weit wie möglich zu verbessern, was wünschenswert wäre, weil dies für den Vatikan ein wichtigeres ökumenisches Ziel ist als die Einheit mit den protestantischen Kirchen.