Berlin. Die Drogenpolitik ist gescheitert. Millionen Deutsche kiffen bereits. Doch ist die Cannabis-Legalisierung richtig? Ein Pro & Kontra.

Pro Cannabis-Legalisierung: Die Menschen sterben durch Alkohol, nicht durch Cannabis

von Laura Himmelreich

Eine Sache ist unstrittig: Das bisherige Cannabis-Verbot ist gescheitert. Rund jeder Vierte 18- bis 25-Jährige kifft. Gerade junge Leute greifen zum Joint. Obwohl gerade für ihre Gehirnentwicklung Cannabis besonders schädlich ist. Und das, was sie konsumieren, ist oft toxisch: Der THC-Gehalt in vielen Joints ist in den vergangenen Jahren auf ein gesundheitsgefährdendes Niveau gestiegen. Es ist also richtig, dass die Politik das Problem angeht. Solange man den Cannabis-Markt den Dealern überlässt, können die reinpanschen, was sie wollen. Cannabis muss also legal werden, um ungefährlicher zu werden.

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Fakt ist auch: Für Millionen Menschen in Deutschland ist der Joint bereits heute, was für andere ein Bier oder ein Wein nach Feierabend ist. Die meisten von ihnen haben den Konsum im Griff. Diese Leute aus der Kriminalität zu holen, weg von den Straßendealern, die oft noch deutlich härtere Drogen versuchen zu verkaufen, ist das zweite zentrale Ziel der Reform.

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Ein dritter Grund für eine Legalisierung ist die Verhältnismäßigkeit. Es gibt in Deutschland rund zehnmal so viele Menschen, die von Alkohol abhängig sind, als jene, die süchtig nach Cannabis sind. 70.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen des Alkoholkonsums. Die Anzahl der Todesfälle, die direkt auf Cannabis zurückzuführen sind, liegt dagegen nahe null.

Laura Himmelreich ist stellvertretende Chefredakteurin der Funke Zentralredaktion .
Laura Himmelreich ist stellvertretende Chefredakteurin der Funke Zentralredaktion . © Reto Klar | Reto Klar

Die Ampel hat sich für einen vorsichtigen Weg der Legalisierung entschieden und das zu Recht. Der Blick in andere Länder zeigt, dass mit einer moderaten Legalisierung nicht plötzlich mehr Leute anfangen, sich Joints zu drehen.

Doch die Legalisierung bringt noch einen weiteren Vorteil: Noch nie haben wir in Deutschland so offen und fachkundig über die Risiken von Cannabis diskutiert wie heute. Cannabis bleibt auch legal eine Droge mit Gefahrenpotential. Die Verbotskeule hält offenbar schon heute junge Menschen nicht vom Kiffen ab. Ein ehrliches, aufgeklärtes Gespräch beim Abendbrot über die Schäden, die einem wachsenden Gehirn zugefügt werden, ist für Teenager eindrücklicher als jedes Verbot.

Kontra Legalisierung: Die Risiken sind größer als der Spaß am Rausch

von Jörg Quoos

Eine verbotene Droge wird von der Politik legalisiert. Das gab es noch nie im Nachkriegsdeutschland und wirft die Frage auf: Warum? Die einzige ehrliche Antwort ist: Die Droge wird legalisiert, weil man in den komplizierten Verhandlungen zur Bildung der Ampel auch den Grünen ein Herzensthema zugestehen musste. Es war ein Preis auf dem Bazar der Forderungen, und Christian Lindner und Olaf Scholz haben ihn bezahlt.

Der Kanzler kann auch gut ohne Cannabis regieren. Er hat erklärt, er würde jedem abraten, Cannabis zu konsumieren. Die Freigabe soll dennoch beschlossen werden. Gegen den dringenden Rat von Kinder- und Jugendärzten. Gegen den Rat des Deutschen Richterbunds. Gegen den Rat der Polizei, die davor warnt, dass der Schwarzhandel mit Cannabis nicht eingedämmt, sondern gefördert wird. Sogar Abgeordnete der Regierung wollen dagegen stimmen.

Cannabis - Heilmittel oder riskante Droge?
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    Wenn die Freigabe trotz aller Warnungen beschlossen wird, ist der Zugang zu Cannabis für Kinder und Jugendliche leichter. Ja, aber die Altersbeschränkung? Wie beim Alkohol geht dann der große Bruder oder der ältere Kumpel in den Laden. Das ist keine Lappalie. Konsumieren Jugendliche Cannabis, haben sie später ein sechsfach erhöhtes Risiko, süchtig nach schwereren Drogen zu werden. Und dass so viele Menschen an Alkohol sterben, ist die schlechteste Begründung für die Einführung einer neuen Droge.

    Auch für unsere Sicherheit ist es der falsche Schritt. Beamte, die dringend für andere Aufgaben benötigt werden, mutieren zu Hanf-Detektiven. Die Feinwaage wird ihre neue Waffe. Sind es noch die erlaubten 25 Gramm oder schon die verbotenen 26 Gramm? Stehen im Vorgarten drei erlaubte Hanfpflanzen oder sind es schon die verbotenen vier?

    Jörg Quoos ist Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion.
    Jörg Quoos ist Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion. © Dirk Bruniecki | Dirk Bruniecki

    Die Polizei wird auch alle Hände voll zu tun haben, montagmorgens die Bekifften aus dem Berufsverkehr zu fischen, weil das THC des Wochenendjoints viel länger im Blut bleibt als beispielsweise Alkohol. Die Innenminister warnen ausdrücklich vor steigenden Unfallzahlen.

    Es mag für einige Menschen in Deutschland angenehm sein, legal Cannabis zu kaufen und den Rausch zu genießen. Doch dieser Spaß ist das Risiko für uns alle nicht wert.