Washington. Melania Trump hat sich lange rargemacht, nun steht der US-Wahlkampf an – und das Ex-Model könnte darin eine unliebsame Rolle spielen.
Das Jahr, in dem ihr Mann zum dritten Mal seinen Hut für das Weiße Haus in den Ring wirft, fängt für Melania Trump tragisch an. Weil ihre Mutter Amalija Knavs über den Jahreswechsel schwer erkrankt war und Anfang Januar mit 78 Jahren starb, macht sich die ehemalige First Lady in der Öffentlichkeit noch rarer als sonst. Ihre Mutter war schon vor einiger Zeit aus Slowenien ins Trump‘sche Mar-a-Lago-Domizil nach Florida gezogen.
Schon auf dem obligatorischen Weihnachtsfoto des Trump-Clans war Melania, als einziges Familienmitglied von Rang, nicht zu sehen. Dagegen lächelte ihr Vater, Viktor Knavs (79), für das Hochglanzporträt feierlich in die Kamera.
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Der Tod der Mutter sorgte am Rande der republikanischenVorwahlen, die am nächsten Dienstag in New Hampshire weitergehen, für Gesprächsstoff in Washington. Wird Melania Trump im Wahlkampf ihres Mannes für die US-Wahlen noch mehr als sonst durch Abwesenheit auffallen? Mit beinahe buchhalterischer Genauigkeit haben US-Medien rekonstruiert, dass das 53-jährige Ex-Model seit der Wahlniederlage ihres Mannes 2020 nahezu komplett von der Bildfläche verschwunden ist.
Melania Trump: Sohn Barron (17) ist über zwei Meter groß
Auch als Donald Trump vor 14 Monaten offiziell seine Kandidatur für die Wahl im kommenden November anmeldete, blieb die Mutter des mittlerweile über zwei Meter großen Barron Trump (17) zu Hause. Ein auffälliger Kontrast zu ihrem mondänen Auftritt, als Donald Trump im Juni 2015 auf der Rolltreppe seines glitzernden Wohnsilos in New York verkündete, sich erstmals um das höchste Amt im Staate zu bewerben.
Bei den diversen Anklageerhebungen gegen Donald Trump vor Gerichten in New York, Miami, Washington und Atlanta entschied sich die als introvertiert geltende Ex-First Lady im vergangenen Jahr ebenfalls für prinzipielles Nichterscheinen. Was jedes Mal das altbekannte Gerücht neu befeuerte: Um die Ehe der Trumps sei es wohl nicht sonderlich gut bestellt. „Wo ist Melania?“, hieß es spöttisch auf dem Banner eines Kleinflugzeugs, das im vergangenen Sommer über Wahlkampfveranstaltungen im Bundesstaat Iowa kreiste.
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Dabei sind – neben einer grundsätzlich distanziert-phlegmatisch wirkenden Art – die Gründe für ihre Undurchschaubarkeit und Nichtpräsenz hinreichend bekannt. Melania Trump fühlte sich nach der ersten Präsidentschaft (2017 bis 2021) als „gebranntes Kind”. Zeitzeugen beschreiben sie als kühl kalkulierende, hermetisch in ihren eigenen Kokon eingewebte Person. Rund um die Uhr auf dem Radar der Medien zu sein, habe Melania, der die Außenwelt an und für sich ziemlich schnuppe ist, „noch misstrauischer gemacht”, heißt es in Washington.
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Umso größer war das Interesse, als Melania Trump im Dezember in Washington bei einer Einbürgerungsfeier für frischgebackene Neu-Amerikaner teilnahm. Und bei der Gelegenheit anmerkte, wie anspruchsvoll und schwierig das Verfahren sei, dem sie sich selbst im Jahr 2006 erfolgreich unterzogen hatte.
Weil Melania Trump den Medien traditionell allenfalls Brotkrumen zuteilwerden lässt, ging in Internetforen umgehend eine der vielen regelmäßig im Sande verlaufenden Debatten los: Stellt sich Melania Trump mit ihrer Anwesenheit bei einer Naturalisierungszeremonie, die ausgerechnet im Nationalarchiv in Washington stattfand, dem Donald Trump hochgeheime Unterlagen vorenthalten hatte, verklausuliert gegen die auf Abschottung setzende Anti-Einwanderungspolitik ihres Mannes? Trump sieht schließlich Amerikas Blut durch „Immigrants” vergiftet. Eine Antwort blieb erwartungsgemäß aus.
Stumm blieb Melania Trump auch, als sie Ende November gemeinsam mit anderen ehemaligen First Ladys wie Michelle Obama oder Hillary Clinton in Atlanta am Staatsbegräbnis für die im Alter von 100 Jahren gestorbene Rosalynn Carter, Gattin von Ex-Präsident Jimmy Carter, teilnahm. In Erinnerung blieb nur, dass die Farbe ihres Mantels nicht das typische Trauer-Schwarz war.
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Trump im Wahlkampf: Ex-Freundin mit klarer Einschätzung zu Melania
Ihre dürftige Präsenz bei politischen und gesellschaftlichen Anlässen als Ausdruck einer Distanzierung von ihrem Gatten zu interpretieren, hält Stephanie Winston Wolkoff jedoch für völlig falsch. Die 52-jährige Modeunternehmerin war bis zu einem kolossalen Zerwürfnis lange Jahre Melania Trumps Freundin und Beraterin.
Aus vielen Nahaufnahmen und Erlebnissen hinter verschlossenen Türen hat die Buchautorin die Überzeugung destilliert, dass Melania Trump „wie gehabt zu ihrem Mann stehen wird – weil sie genauso ist wie er“. Frau Trump betrachte die Ehe als eine transaktionale Geschäftsbeziehung. Zu der gehöre es, bei politischen Großereignissen hin und wieder still an der Seite Donald Trumps „zu sitzen und zu lächeln” – auch wenn sie nichts mehr hasse als das.
Sollte Trump, wofür im Moment vieles spricht, die Kandidatur der Republikaner erringen, wird sofort die Frage zirkulieren, ob es auf dem Krönungsparteitag im Juli in Milwaukee (US-Bundesstaat Wisconsin) erneut eine Melania-Rede geben wird. Beim ersten Mal, 2016 in Cleveland war das, ging die Sache gehörig schief. Melania Trump hatte in ihrer Rede bei Vorgänger-First-Lady Michelle Obama abgekupfert und musste sich danach Plagiatsvorwürfen erwehren.
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Beobachter rechnen damit, dass Melania Trump in diesem Jahr noch mehr darauf achten wird, dass ihre Privatsphäre nicht kompromittiert wird – auch nicht von ihrem Mann. Als der vor einigen Wochen in den sozialen Medienein per Photoshop frisiertes Porträt seines Sohnes Barron benutzte, um sich über Präsident Joe Biden zu mokieren, bekam Frau Trump laut Vertrauten einen Wutanfall und läutete die Alarmglocken. Der 17-Jährige müsse für politische Spielchen des Vaters absolut tabu sein, verlangte sie und soll sogar mit Scheidung gedroht haben.