Berlin. Mit Carsten Linnemann als CDU-Generalsekretär will Parteichef Friedrich Merz insbesondere den Zulauf zur AfD stoppen, meint Jörg Quoos.
Friedrich Merz will es jetzt wissen. Die überraschende Entlassung seines Generalsekretärs Mario Czaja zeigt, wie unzufrieden der CDU-Chef mit der Performance der eigenen Partei ist.
Merz ist zermürbt, und die Mühlsteine mahlen von zwei Seiten. Zum einen fehlt es an wirksamen Ideen, den rasanten Zulauf zur AfD zu stoppen. Zum anderen ist die Oppositionsrolle für die Partei, die sechzehn Jahre lang regiert hat, noch immer ungewohntes Terrain.
Es reicht einfach nicht, die schwache Leistung der Ampel von der Seitenlinie zu kritisieren. Die Union braucht ein Programm, mit dem sie aus dem Stand regieren könnte.
Es ist kein Zufall, dass jetzt der Chef dieses Programmprozesses selbst Verantwortung übernimmt. Carsten Linnemann aus Paderborn ist Friedrich Merz sehr nah, nicht nur weil auch er aus Nordrhein-Westfalen ist.
Linnemann ist Abteilung Attacke, Angriff. Arbeitgebernah und im Westen sozialisiert. Sein gescheiterter Vorgänger ist zurückhaltend, arbeitnehmernah, der erste Ostdeutsche im Amt. Merz wählt also das Gegenprogramm, einen Mann aus seinem eigenen Holz.
Diese Berufung kann Merz’ Stärken stärken, oder – wenn es nicht gut läuft – seine Schwächen vergrößern. Im letzteren Fall gibt es eine neue Personaldebatte, und dann geht es nicht mehr um den Generalsekretär, sondern um den Parteichef selbst.
Der erste harte Test für das Duo Merz/Linnemann kommt 2024 bei drei Landtagswahlen im Osten, bei denen die CDU gegen die AfD nicht untergehen darf. Gelingt das dem neuen "General“, darf er sich zum Kreis der Kronprinzen zählen. Aber bis dahin ist es noch ein langer, dornenreicher Weg.