Berlin. Wer als staatlicher Repräsentant Uniform trägt, muss sich politisch neutral äußern. Das gilt auch für Claudia Pechstein und die CDU.

Man stelle sich vor: Eine Polizistin in Uniform stellt sich auf die Bühne einer AfD-Veranstaltung, beklagt die nicht funktionierenden Abschiebungen abgelehnter Asylbewerber, stellt einen Zusammenhang her zwischen geduldeten Ausländern und Unsicherheitsgefühlen in der U-Bahn, meckert über Gendersternchen, beschwört die heile Familie mit Mama und Papa und findet, dass man ja wohl noch ein „Zigeunerschnitzel“ bestellen dürfe. Bei den Rechtspopulisten hätte es ordentlich Applaus gegeben. Und der Beamtin müsste mit erheblichen dienstrechtlichen Konsequenzen rechnen.

Was hat das Gendersternchen mit der Sicherheit im Nahverkehr zu tun?

Allein wegen solcher Szenarien ist es inakzeptabel, was sich Eisschnellläuferin Claudia Pechstein und die CDU bei ihrem Grundsatzkonvent geleistet haben. Natürlich steht es der Olympionikin frei zu sagen, was sie denkt. Aber in einer zur Mäßigung und Neutralität verpflichtenden Uniform bei einer Parteiveranstaltung sind solche Aussagen nicht akzeptabel. Die CDU muss erklären, wie das passieren konnte. Und warum beklatscht die Parteiführung die überaus schlichten Worte der Sportlerin, die Berlins CDU 2021 in den Bundestag entsenden wollte?

Joachim Fahrun über den Auftritt von Claudia Pechstein in Uniform beim CDU-Konvent.
Joachim Fahrun über den Auftritt von Claudia Pechstein in Uniform beim CDU-Konvent. © BM

Natürlich darf man fragen, warum nicht mehr Menschen abgeschoben werden. Auch CDU-Innenpolitiker können die Schwierigkeiten dabei gut erklären. Dieses Thema aber mit Angst im Nahverkehr zu verknüpfen, ist höchst bedenklich. Und was Gendersternchen mit Sicherheit für Frauen zu tun haben oder mit der Frage, ob man ein Fleischgericht mit historisch belasteten Bezeichnungen diskriminierter Volksgruppen bezeichnen muss, bleibt das Geheimnis von Pechstein und derjenigen, die ihr applaudieren.