Berlin.
Mehr als 1800 Menschen wollen seit Sonntag SPD-Mitglied werden. Nach dem knappen Ja zu GroKo-Verhandlungen auf dem Parteitag in Bonn schnellt die Zahl der Aufnahmeanträge bei den Sozialdemokraten bundesweit nach oben.
Dabei handelt es sich um Onlineanfragen. Anträge, die über den Postweg an die Landeszentralen geschickt wurden, müssen in den nächsten Wochen ausgezählt werden. Die Entscheidung, ob ein Mitglied aufgenommen wird, liegt bei den jeweiligen Ortsvereinen. Sie können laut Satzung innerhalb eines Monats einem Neueintritt widersprechen.
In Nordrhein-Westfalen verzeichnet der Landesverband 520 Anträge. Aber auch in Bayern (220), Hessen (190), Berlin (170) und Baden-Württemberg (150) könnte die SPD viele Neumitglieder für sich gewinnen. Die Ortsverbände haben vier Wochen Zeit, über Aufnahmeanträge zu entscheiden.
Als Gegner einer Neuauflage der GroKo werben derzeit verstärkt die Jusos für Parteieintritte. Die Jugendorganisation der SPD hofft, über den Mitgliederentscheid eine große Koalition noch stoppen zu können. Frederick Cordes, Juso-Chef in NRW, kündigte sogar eine bundesweite Kampagne nach dem Motto an: „Einen Zehner gegen die GroKo“. So teuer sei der Mitgliedsbeitrag für zwei Monate. Juso-Vorsitzender Kevin Kühnert betonte hingegen, dass er nichts von Neumitgliedern halte, die nur in die SPD eintreten, um beim Mitgliederentscheid eine große Koalition zu verhindern. Die Jusos würden um langfristiges Engagement werben.
Über einen möglichen Koalitionsvertrag stimmen nach dem Ende der Verhandlungen mehr als 440.000 SPD-Mitglieder ab. Unklar ist, ob es sich bei den gewonnen Neumitgliedern nur um Gegner einer großen Koalition handelt. Vermutlich sind unter ihnen auch Unterstützer des Kurses der Parteiführung. „Die neuen Mitglieder kommen quer aus allen Altersklassen“, sagt ein Sprecher der SPD. Wie beim Mitgliedervotum zur GroKo von 2013 wird es einen Stichtag geben, ab dem man Genosse gewesen sein muss, um stimmberechtigt zu sein. Wann dieser Tag sein wird, hängt vom Verlauf der Koalitionsverhandlungen ab. Anfang nächster Woche könne der Termin feststehen, sagte der SPD-Sprecher.