Berlin/Wittenberg. Evangelischer Kirchentag schließt mit Festgottesdienst in den Elbwiesen
Zum Abschluss des Evangelischen Kirchentages haben rund 120.000 Menschen einen Festgottesdienst auf einer Elbwiese in Wittenberg gefeiert. Begleitet von 6000 Bläsern sangen die Besucher miteinander und hatten dabei die Silhouette der Stadt im Blick – in Wittenberg hatte Martin Luther vor 500 Jahren die Reformation eingeleitet.
Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au betonte, wie wichtig es sei, miteinander im Gespräch zu bleiben. „Ich hoffe, ihr habt diskutiert die letzten Tage, euch geärgert, leidenschaftlich gestritten – gut so“, rief sie den Gläubigen zu. Dialog bedeute auch Kontroverse. „Klar ist aber auch: Wir suchen die Auseinandersetzung mit Worten, nicht mit Waffen. Und von Angesicht zu Angesicht und nicht anonym im Netz. Wir sehen einander an.“
Zu den Gästen auf der 40 Hektar großen Wittenberger Wiese zählte auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. In einem Grußwort hob er die Bedeutung der Ökumene hervor: „Als Präsident dieses Landes will ich diesem Prozess weiterhin viel Erfolg und gutes Gelingen wünschen, denn der lebendige ökumenische Austausch zwischen den Konfessionen und die enge Zusammenarbeit der Christen tun dem ganzen Land gut. Das sollten wir fortsetzen.“ Der Bundespräsident sagte, er sei dankbar für die Leistungen der Christen in Deutschland, etwa ihr soziales Engagement. „Ohne das alles würde unserer Gesellschaft viel Wärme und Menschlichkeit fehlen.“
Beim Kirchentag Berlin-Wittenberg, der am Mittwoch vor Himmelfahrt begonnen hatte, gab es rund 2500 Diskussionsrunden, Workshops, Konzerte und Kunstprojekte. Die Veranstalter zählten an den Programmtagen in Berlin etwa 106.000 Dauerteilnehmer sowie 30.000 Tagesgäste, „Stargast“ war der ehemalige US-Präsident Barack Obama. Wittenberg einzubinden war den Organisatoren wichtig, weil der Überlieferung nach Martin Luther hier am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen anschlug – dies gilt als Ausgangspunkt der Reformation.
Der nächste Deutsche Evangelische Kirchentag ist vom 19. bis 23. Juni 2019 in Dortmund geplant. Die Stadt wolle sich als Stadt präsentieren, die „mehr zu bieten hat als den Dreiklang aus Kohle, Stahl und Fußball“, kündigte die westfälische Präses Annette Kurschus an. Eines der wichtigsten Themen werde die Zukunft der Kirche in der Einwanderungsgesellschaft sein. Zum Kirchentagspräsidenten war am Freitag der Journalist Hans Leyendecker gewählt worden. Der Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“ übernimmt den Posten von Steinmeier, der nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten für das Ehrenamt nicht mehr zur Verfügung steht.
Mit Kosten von 22,015 Millionen Euro war der diesjährige Evangelische Kirchentag der bisher teuerste, wie eine Sprecherin sagte. Nur der Ökumenische Kirchentag von evangelischer und katholischer Kirche 2010 in München kostete mit 24 Millionen Euro mehr. Die vergangenen beiden Kirchentage in Hamburg und Stuttgart kosteten jeweils gut 18 Millionen Euro.