Die Anschläge von Brüssel werfen auch in Deutschland Fragen auf. Europa hat ein massives Problem mit Islamisten.

London, Madrid, Moskau, Frankfurt, Kopenhagen, Paris, Istanbul und nun Brüssel – eine Blutspur zieht sich durch Europa. Die Anschläge nehmen an Häufigkeit zu, und die Täter sind, abgesehen vom Amoklauf eines Rechtsextremisten in Norwegen, immer Islamisten. Man darf unter dem Eindruck der menschenverachtenden Anschläge nicht in Hysterie verfallen, aber Europa wird sich nun einige grundsätzliche Fragen stellen müssen. So, wie sich Panik verbietet, verbietet sich das Kleinreden und Relativieren, das Vergessen und Verdrängen. Bislang hat es gerade die deutsche Öffentlichkeit immer wieder meisterhaft verstanden, wenige Tage nach dem Terror die Gefahren aus dem Blick zu verlieren.

Es gibt die Beschwichtiger, die immer noch von Einzelfällen reden. Sie haben augenscheinlich eine massive Rechenschwäche. Europa hat längst ein massives Problem mit Islamisten. Es gibt auf dem Kontinent Hunderte verwirrter Teufelskrieger, die dem Kontinent ihren unheiligen Krieg aufzwingen, die Gesellschaft verunsichern und spalten wollen. Es gibt Tausende, die als freiwillige Söldner in die Todeszone des Islamischen Staates ziehen. Es gibt Zehntausende, die diesen Terror gutheißen. Und es gibt noch viel mehr, die ihn nicht als Problem begreifen.

Molenbeek belegt ein Scheitern Europas

Der Stadtteil Molenbeek in Brüssel ist ein europäisches Menetekel: Er steht für die Gefahr der Parallelgesellschaften und die Folgen falsch verstandener Toleranz. Der Brüsseler Stadtteil belegt ein Scheitern Europas und seiner Werte. Molenbeek war die Heimat mehrerer Terroristen der Pariser Anschläge. Hier konnte Salah Abdeslam, ihr mutmaßlicher Anführer, über Wochen untertauchen, ohne entdeckt oder angezeigt zu werden.

Man muss sehr naiv sein, um die Anschläge von Brüssel nicht in Zusammenhang mit der Festnahme Abdeslams zu sehen. Die Terroristen sind Profis in Sachen PR – sie inszenieren ihre blutigen Anschläge medienoptimiert, Art, Ort und Zeitpunkt der Anschläge sind Teil einer perversen Choreographie. Nun haben die Terroristen das Herz Europas getroffen. Schon heute ist klar, dass die Taten von Brüssel nicht die letzten ihrer Art sein werden; irgendwann, so müssen wir fürchten, wird auch Deutschland zum Ziel der unheiligen Krieger.

In diesem Bewusstsein, mit dieser Gefahr werden wir leben müssen. Und doch dürfen wir uns damit weder abfinden noch die Hände in den Schoß legen. Ganz im Gegenteil: Es darf auf europäischem Boden keine Brutstätten des Terrors mehr geben und auch keine Stadtteile wie Molenbeek.

Starker Staat und wache Zivilgesellschaft vonnöten

Schon vor dem Entstehen von Parallelgesellschaften werden wir genauer hinsehen müssen. Ohne Polizisten und Richter, die durchgreifen, wird das genau so wenig funktionieren wie ohne Lehrer, die hinschauen, Sozialarbeiter, die hinhören und Imame, die nachfragen. Der Kampf gegen den Terror braucht einen starken Staat und eine wache Zivilgesellschaft.

Die Terroristen wollen Europa spalten – in Gläubige und Ungläubige, in In- und Ausländer. Sie haben auch die große Mehrheit der Moslems, die ihnen nicht folgt, zu ihrem Feind erklärt. Und es sind Muslime, die besonders oft Opfer der Islamisten werden. Deshalb sind Islamverbände gut beraten, sich ohne Einschränkungen auf die Seite der Freiheit zu stellen.

Und die europäische Gesellschaft hat nicht nur das Recht, sondern die Pflicht, ein Bekenntnis zu unseren Werten einzufordern – auch wenn das ungemütlich ist. Wir werden hin- statt wegschauen, Probleme benennen müssen, statt ihnen auszuweichen und notfalls Härte zeigen.

Falsch verstandene Toleranz, die doch nur Konfliktscheue ist, können wir uns nicht länger leisten. Das sind wir auch den Opfern des Terrors von Brüssel schuldig.

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Serie von Explosionen erschüttert Brüssel

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