Hamburg. Der Hamburger Arzt, der die Leiche aus der Badewanne obduzierte, spricht über die Ergebnisse. Doch Rätsel um Uwe Barschels Tod bleiben.
Die Mord-Annahmen und Verschwörungstheorien zum Fall des 1987 im Genfer Hotel Beau-Rivage in der Badewanne gestorbenen Uwe Barschel sind offenbar alle unhaltbar. Denn nun hat der Hamburger Rechtsmediziner Werner Janssen, heute 91, (erstmals öffentlich die Ergebnisse aus seinem Sektionsprotokoll zum Todesfall des ehemaligen schleswig-holsteinischen Barschel veröffentlicht. „Es war Suizid“, sagte Janssen der „Zeit“. „Für eine andere Annahme gab es keine Anhaltspunkte.“
Der CDU-Politiker Barschel war von 1982 bis 1987 Ministerpräsident in Schleswig-Holstein und wurde neun Tage nach seinem Rücktritt am 11. Oktober 1987 in den Genfer Hotel tot aufgefunden. Ein „Stern“-Reporter war damals ins Zimmer eingedrungen und hatte Fotos gemacht.
Barschel starb durch zu viele Medikamente
Janssen war seinerzeit Direktor des Hamburger Universitätsinstituts für Rechtsmedizin und hatte den Leichnam gemeinsam mit seinem Leitenden Oberarzt Klaus Püschel obduziert, dem heutigen Institutsleiter. Die Sektion habe sechs bis acht Stunden gedauert, erinnert sich Janssen. „Dreimal so lange wie üblich.“ Am Ende seien sie gemeinsam mit dem Hamburger Toxikologieprofessor Achim Schmoldt zum selben Schluss gekommen: Suizid durch Medikamentenmissbrauch.
Suizid durch Versehen ist ausgeschlossen
Im Protokoll heißt es: „Eine versehentliche Überdosierung bei einem bewusstseinsklaren Menschen ist angesichts dieser Substanzmengen nicht denkbar; ebenso unwahrscheinlich ist die Möglichkeit einer unbemerkten Beibringung. Nach den vorliegenden Erkenntnissen gibt es keinen Anhalt für eine Beibringung der zum Tode führenden Substanzen unter äußerem Zwang.“ Heißt: Barschel wurde nicht gedrängt, sich durch eigene hand zu töten. Ob allerdings ein Sterbehelfer im Raum war, wie viele vermuten, ist nach wie vor ungewiss.
Woher kam der Bluterguss bei Barschel?
Ein bei der Untersuchung entdeckter Bluterguss im oberen linken Stirnbereich des Leichnams hatte damals für Aufregung gesorgt. Fremdeinwirkung durch einen Schlag schlossen die Hamburger Ärzte jedoch aus. „Viel naheliegender war es, dass Barschel sich diese Unterblutung selbst zugezogen hatte, etwa am Türrahmen oder durch Aufstoß am Badewannenrand“, sagte Janssen. „Ich sage noch einmal, es war Suizid. Ich hoffe, man lässt Uwe Barschel jetzt endlich ruhen.“