München. Im NSU-Prozess hat Beate Zschäpe am Mittwoch erstmals ihr Schweigen gebrochen. Sie entschuldigte sich bei den Opfern. Der Live-Blog.
Die mutmaßliche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe hat ihr mehr als zweieinhalbjähriges Schweigen im Münchner NSU-Prozess gebrochen. Ihr Anwalt Mathias Grasel verlas am Mittwochvormittag die Aussage der Hauptangeklagten.
Zschäpe will kein Mitglied des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) gewesen sein. „Ich weise den Vorwurf der Anklage, ich sei ein Mitglied einer terroristischen Vereinigung namens NSU gewesen, zurück“, ließ Zschäpe ihren Anwalt Grasel erklären. Zudem bestritt sie, an den NSU-Morden im Jahr 2001 beteiligt gewesen zu sein. Ihre Freunde Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos hätten sie nicht darüber informiert.
Zschäpe entschuldigt sich bei NSU-Opfern
Als sie hinterher von den zehn Morden und zwei Bombenanschlägen erfahren habe, sei sie sprachlos und fassungslos gewesen, ließ Zschäpe verlauten. Sie bat die Opfer der Terrorgruppe um Entschuldigung. „Ich entschuldige mich aufrichtig bei allen Opfern und allen Angehörigen der Opfer der von Mundlos und Böhnhardt begangenen Straftaten“, hieß es in ihrer Erklärung.
Zschäpe berichtete über ihre Beziehung zu den beiden anderen mutmaßlichen NSU-Terroristen Mundlos und Böhnhardt. In der Aussage, die ihr Anwalt Grasel verlas, heißt es: An ihrem 19. Geburtstag habe sie Böhnhardt kennengelernt. Sie habe sich in ihn verliebt, sei aber noch mit Mundlos zusammen gewesen. Kurz nach Mundlos' Wehrdienst hätten sie sich getrennt. Anschließend sei sie eine Beziehung mit Böhnhardt eingegangen. So sei sie stärker in Kontakt zu Böhnhardts Freunden gekommen, die nationalistischer eingestellt gewesen seien als die von Mundlos.
Bereits Stunden vor Beginn der Verhandlung am Mittwochmorgen herrschte großer Zuschauerandrang vor dem Eingang des Oberlandesgerichts München. Es bildete sich eine Schlange von rund 150 Wartenden. Im Sitzungssaal 101 des Oberlandesgerichts ist allerdings nur Platz für rund 50 Zuschauer und 50 Journalisten.
Zschäpes Erklärung schon vor vier Wochen geplant gewesen
Anwalt Grasel hatte im Vorfeld angekündigt, dass Zschäpe auch Fragen beantworten will - aber nur des Gerichts, und nur schriftlich und erst später. Konkret hat er den Vorsitzenden Richter Manfred Götzl um einen schriftlichen Fragenkatalog gebeten. Den will er mit Zschäpe durcharbeiten und dann antworten. Ob das Gericht damit einverstanden ist, ist noch offen.
Die Erklärung Zschäpes war eigentlich schon vor vier Wochen geplant gewesen. Ein Befangenheitsantrag des Mitangeklagten Ralf Wohlleben machte den Zeitplan aber zunichte, mehrere Prozesstage fielen aus. Anschließend verzögerte sich die Aussage, weil ein Anwalt Zschäpes im Urlaub war: Hermann Borchert, ein Kanzleikollege von Grasel.
Zschäpe muss sich vor dem Oberlandesgericht als Mittäterin an samtlichen NSU-Verbrechen verantworten. Darunter sind neun rassistisch motivierte Morde an Geschäftsleuten mit ausländischem Hintergrund und der Mord an einer Polizistin. Hinzu kommen zwei Bombenanschläge in Köln mit zusammen mehr als 20 Verletzten. Mundlos und Böhnhardt starben 2011 nach einem Banküberfall. Seit Prozessbeginn im Mai 2013 hatte sie beharrlich geschwiegen.