Im Fokus liegen mögliche Kontakte zu belgischen Islamisten. Unter den Verdächtigen wurde auch der angebliche Anführer vermutet. Die Polizei prüft unterdessen Verbindungen zur Dschihadisten-Szene im Raum Aachen und Köln.
Brüssel/Athen. Die belgischen Behörden suchen mit Hochdruck nach möglichen Hintermännern des vereitelten Terroranschlags gegen Polizisten. Anders als zunächst vermutet könnten die jüngsten Festnahmen in Griechenland nach Angaben der Ermittler doch in Zusammenhang mit den Anschlagsplänen im ostbelgischen Vervier stehen. Dies habe eine gründliche Prüfung aller Indizien ergeben, erklärte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Sonntag laut Nachrichtenagentur Belga. Es werde erwogen, in Athen die Auslieferung eines der beiden Festgenommenen zu beantragen. Am Sonnabendabend hatte es seitens der belgischen Ermittler zunächst geheißen, beide Fälle hätten nichts miteinander zu tun.
In Athen gingen den Fahndern laut griechischer Nachrichtenagentur ANA-MPA am Sonnabend nach einem belgischen Amtshilfeersuchen zwei algerische Staatsbürger ins Netz.
Zunächst hatten griechische Medien berichtet, es seien vier Verdächtige festgenommen worden, unter ihnen auch der angebliche Anführer der Terrorzelle. Der aus Marokko stammende Extremist Abdelhamid A., der seinen Wohnsitz in Brüssel hatte, war demnach zum Kampf für die Terrormiliz Islamischer Staat nach Syrien aufgebrochen. Wie sich herausstellte war der mutmaßliche Anführer aber nicht unter den Verdächtigen.
Justizminister Koen Geens sagte, der mutmaßliche Anführer sei noch nicht gefasst. „Aber es wird gegen ihn ermittelt, und ich nehme an, dass er gefunden werden wird“, sagte Geens dem Sender VRT. Am Sonntag gab es in Brüssel zwei neue Hausdurchsuchungen.
Jüdische Schulen im Visier der Attentäter
Die mutmaßliche belgische Islamistenzelle, die am Donnerstag von Polizeikräften ausgehoben wurde, wollte offenbar auch jüdische Schulen angreifen. Dies berichtet die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ unter Berufung auf deutsche Sicherheitskreise.
Die jüdischen Schulen in Belgien waren am Freitag geschlossen gewesen, die belgische Generalstaatsanwaltschaft hatte eine Bedrohung jüdischer Einrichtungen aber nicht offiziell bestätigt. Am Vortag hatte die belgische Polizei zwei mutmaßliche Islamisten bei einem Schusswechsel getötet. Sie sollen Anschläge auf die Polizei geplant haben.
Das Bundeskriminalamt prüft dem Zeitungsbericht zufolge auch, ob die Waffen, die in dem Gebäude in Verviers gefunden wurden, auch in Deutschland aufgetaucht sind. Solche Waffen kämen in großer Zahl vom Balkan nach Westeuropa. Polizei und Nachrichtendienste prüften zudem, ob es Verbindungen zur deutschen Dschihadisten-Szene, etwa im Raum von Aachen und Köln gibt. Verviers liegt nur 30 Kilometer von Aachen entfernt.
Nach den Anschlägen von Paris und den verhinderten Attentaten in Belgien herrscht laut „FAS“ bei den deutschen Sicherheitsbehörden hohe Anspannung. „Die Lage ist sehr ernst, und die Gefahr eines Anschlags ist hoch“, zitiert das Blatt Sicherheitskreise. Zur Begründung verwiesen sie etwa auf ein Video, in dem sich drei junge französische Dschihadisten im syrischen Raka äußern. Sie nennen den Angaben zufolge auch Deutschland als Ziel.