Laut Medienberichten gebe es ein Video auf dem die Enthauptung von Alan Henning zu sehen sei. Der Mann war seit 2013 in Gefangenschaft. David Cameron sprach von einem „abscheulichen Mord“.
Kairo. Die Terrormiliz Islamischer Staat hat offenbar auch den in Syrien verschleppten Briten Alan Henning enthauptet. Die mutmaßliche Tat wird in einem Video gezeigt, das am Freitagabend in den üblicherweise von den IS-Terroristen benutzten Internet-Kanälen veröffentlicht wurde.
Das britische Außenministerium prüfte am Sonnabend zunächst die Echtheit des Videos. Auch die USA werten die Aufnahme aus, in der eine weitere amerikanische Geisel gezeigt wird, die der IS als Nächstes töten will.
Es war das vierte Video der Enthauptung eines westlichen Bürgers, das der IS veröffentlichte. Die Extremisten brachten bereits die US-Journalisten James Foley und Steven Sotloff sowie den britischen Entwicklungshelfer David Haines um. Das jüngste Video endet mit einer Drohung gegen die USA, die im Irak und in Syrien mit Verbündeten Luftangriffe gegen den IS fliegt.
„Obama, du hast deine Luftangriffe auf Syrien gestartet, die unsere Leute treffen. Deshalb ist es nur richtig, dass wir damit weitermachen, deine Leute zu treffen“, sagte der vermummte Enthaupter in dem Henning-Video. Er sprach mit demselben britischen Akzent, wie es bereits der Mörder in den vorherigen Videos getan hat.
FBI-Direktor James Comey berichtete, die USA hätten die Identität des Maskierten vermutlich herausgefunden. Details zu dem Mann wie den Namen oder die Nationalität nannte Comey nicht.
Der 47-jährige Henning war im Dezember als Fahrer eines Ambulanzwagens mit einem Hilfskonvoi nach Syrien gekommen. Kurz hinter der türkischen Grenze wurde er entführt. Das von ihm gefahrene Auto war mit Lebensmitteln und Wasser beladen gewesen. Seine Frau Barbara hatte die Terroristen zuletzt im Fernsehen angefleht: „Bitte lasst ihn frei. Wir brauchen ihn hier zu Hause.“
„Wenn das wahr ist, ist das ein weiterer abscheulicher Mord“, hieß es in einer Erklärung des britischen Außenministeriums. Premierminister David Cameron sagte, die mutmaßliche Enthauptung vor laufender Kamera zeige, „wie barbarisch und abscheuerregend diese Terroristen sind.“ Henning sei nach Syrien gegangen, um Menschen aller Glaubensrichtungen zu helfen.
Großbritannien fliegt an der Seite der USA und einer immer größer werdenden Allianz Luftangriffe gegen die Terrorgruppe. Zuletzt hatten die Türkei, Australien und Kanada angekündigt, sich an den Attacken zu beteiligen.
US-Präsident Obama nannte die mutmaßliche Tat einen „brutalen Mord“. Das an den Luftangriffen beteiligte Bündnis werde dafür sorgen, dass die Verantwortlichen vor Gericht gestellt würden. Die Allianz werde die Luftangriffe fortsetzen, um die Terrorgruppe „zu schwächen und schließlich zu zerstören“, sagte Obama.
Auch der UN-Sicherheitsrat und Frankreichs Präsident François Hollande verurteilten die mutmaßliche Ermordung. Das Video „illustriert einmal mehr die Brutalität“ des IS, erklärte das oberste Gremium der Vereinten Nationen in der Nacht zum Samstag in New York. Der Rat forderte neben dem IS auch die extremistische Nusra-Front sowie weitere Al-Kaida-nahe Gruppen auf, all ihre Geiseln freizulassen. Hollande stellte fest, er sei „erschüttert über das ruchlose Verbrechen“, das Frankreich jedoch nicht zu einem Stopp der Luftangriffe im Irak treiben werde.
Wie bereits in den Tötungsvideos von Foley, Sotloff und Haines präsentierten die Terroristen auch in der Aufnahme von Henning einen weiteren Mann, der als Nächstes getötet werden soll. Dabei soll es sich um einen 26-jährigen Amerikaner namens Peter Kassig handeln, der 2007 als Soldat im Irak gekämpft hat und gebürtig aus Indianapolis im US-Staat Indiana stammt.
Eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der Vereinigten Staaten, Caitlin Hayden, bestätigte am späten Freitagabend, dass sich Kassig in den Fängen der Milizen befinde. „Zu diesem Zeitpunkt haben wir keinen Grund, an der Echtheit des Videos zu zweifeln“, sagte Hayden.
Die Eltern des Gefangenen, Ed und Paula Kassig, baten in einer Erklärung darum, für ihren Sohn und auch für Alan Henning zu beten. „Wir bitten jeden auf der Welt, für die Henning-Familie, für unseren Sohn und für die Freilassung aller unschuldigen Menschen zu beten, die im Nahen Osten und weltweit als Geiseln genommen wurden.“ Seinen Eltern zufolge arbeitete Kassig für das Hilfswerk SERA. Er sei am 1. Oktober 2013 im Osten Syriens entführt worden. Während der Gefangennahme sei er zum Islam konvertiert.
Es wird davon ausgegangen, dass der IS noch weitere Ausländer in seiner Gewalt hat. Am Freitag hatte der Vater des britischen Fotojournalisten John Cantlie in einem Video darum gebeten, seinen Sohn freizulassen.