Bei Protesten zum Jahrestag der Revolution starben fünf Menschen, darunter ein 14-Jähriger. 500 wurden verletzt. In Suez fuhren Panzer auf.
Kairo. Auch zwei Jahre nach der Revolution gegen den damaligen Machthaber Husni Mubarak kommt Ägypten nicht zur Ruhe: Bei Ausschreitungen starben am Freitag mindestens sieben Menschen, knapp 500 wurden verletzt. In der Stadt Suez, in der es besonders heftige Proteste gab, zogen in der Nacht zum Samstag Panzerfahrzeuge auf. Präsident Mohammed Mursi rief die Bevölkerung zur Ruhe auf.
Auf Gewalt solle verzichtet werden, jeder solle seine Ansichten friedlich zum Ausdruck bringen, schrieb der Staatschef am Morgen im Kurznachrichtendienst Twitter. An Demonstrationen gegen seine Regierung beteiligten sich mehr als 500.000 Menschen.
Mursi kondolierte den Familien der Opfer und kündigte an, die Verantwortlichen würden juristisch zur Rechenschaft gezogen. Proteste gab es in vielen Städten Ägyptens, besonders heftig war es offenbar in Suez: Dort setzten Demonstranten ein Gebäude in Brand, in dem früher die Stadtverwaltung untergebracht war. Sechs Menschen kamen ums Leben, darunter ein 14-jähriger Junge. Zur Sicherung des Gebäudes wurden Soldaten eingesetzt.
Auf dem Tahrir-Platz in Kairo, wo vor zwei Jahren der Aufstand gegen Mubarak seinen Ausgang genommen hatte, versammelten sich Zehntausende Menschen. Auf Spruchbändern war zu lesen: „Zwei Jahre seit der Revolution – wo bleibt die soziale Gerechtigkeit?“ Maskierte Demonstranten versuchten, eine vor den Toren von Mursis Amtssitz aufgebaute Barrikade der Polizei zu durchbrechen; die Sicherheitskräfte reagierten mit dem massiven Einsatz von Tränengas.
Aus Sicht der Demonstranten hat sich der mit dem Sturz von Mubarak erhoffte Wandel im Land nicht eingestellt. Die ägyptische Opposition will mit den Kundgebungen zum Jahrestag des Volksaufstands außerdem den Druck auf Mursi erhöhen, den von Islamisten ausgearbeiteten Verfassungsentwurf zu ändern und mehr Rechte auf freie Meinungsäußerung zuzulassen. Zudem erlebt Ägypten derzeit eine schwere wirtschaftliche Krise. Ausländische Touristen bleiben aus, es werden keine Investitionen getätigt, der Wert der Landeswährung sinkt, während die Preise steigen.