Viele Journalisten bezahlten das Recht auf freie Meinungsäußerung und Information mit ihrem Leben. 232 Reporter sitzen derzeit in Haft.
Genf/Paris/New York. Mehr als 130 Journalisten sind im zu Ende gehenden Jahr bei oder wegen der Ausübung ihres Berufes getötet worden. Vor allem durch die Tötung von mindestens 36 Medienarbeitern im Bürgerkrieg in Syrien sei ein trauriger Rekord erreicht worden, erklärte die unabhängige Nichtregierungsorganisation Press Emblem Campaign (PEC) am Montag in Genf. Insgesamt berichtete sie von 139 toten Reportern in 29 Ländern. Die Organisation Reporter ohne Grenzen zählte bis zum Montag 135 Tote – 82 hauptberufliche Journalisten und 53 Online-Aktivisten, Bürgerjournalisten oder Assistenten.
Zudem sitzen nach Angaben des Komitees zum Schutz von Journalisten (CPJ) derzeit 232 Reporter im Gefängnis – mehr als in dem seit 1990 jährlich erstellten CPJ-Bericht jemals gezählt. Am schlimmsten sei die Lage in der Türkei, im Iran und in China. Dahinter folgten Eritrea, Syrien, Vietnam, Aserbaidschan, Äthiopien, Usbekistan und Saudi Arabien.
In der Liste der lebensgefährlichsten Einsatzorte für Journalisten stehen die Länder Somalia und Syrien 2012 nach Angaben von Reporter ohne Grenzen mit Abstand an der Spitze. In dem afrikanischen Staat starben demnach bislang 18, in dem arabischen 17 hauptberufliche Journalisten. Online-Aktivisten und Bürgerjournalisten kamen dagegen fast ausschließlich in Syrien ums Leben. Dort zählte die Organisation 44 der insgesamt 47 Opfer. Die offizielle Jahresbilanz will Reporter ohne Grenzen an diesem Mittwoch veröffentlichen.
Insgesamt seien 2012 rund 30 Prozent mehr Journalisten im Zusammenhang mit der Ausübung ihres Berufes ums Leben gekommen als im Vorjahr, erklärte PEC-Generalsekretär Blaise Lempen. Wie der französische Fernsehreporter Gilles Jacquier und die US-Kriegsberichterstatterin Marie Colvin, die Anfang des Jahres bei Angriffen in Syrien getötet wurden, seien dort zahlreiche weitere Journalisten „für beide Seiten in diesem Konflikt zur Zielscheibe geworden“. Nach dem Irak zwischen 2003 und 2006 sei Syrien zu einem der seit Jahrzehnten gefährlichsten Einsatzgebiete für Reporter geworden.
Auch in Somalia habe sich die Sicherheitslage im Laufe des Jahres stark verschlechtert. 19 Journalisten verloren dort laut PEC 2012 ihr Leben. Die meisten von ihnen wurden Opfer bewaffneter Clanmilizen, die keine kritischen Stimmen tolerieren. Pakistan folgt mit zwölf getöteten Medienmitarbeitern, in Mexiko und Brasilien starben jeweils elf. Auf den Philippinen und in Honduras wurden 2012 je sechs Journalisten umgebracht, vier in Bangladesch. Je drei Journalisten wurden in Eritrea, Indien, im Irak, in Nigeria sowie im Gazastreifen - bei den israelischen Angriffen im November – getötet.
Weltweit wurden seit Januar 2008 nach Informationen der PEC 569 Journalisten im Zusammenhang mit ihrem Beruf getötet. Das seien rund 114 im Jahresdurchschnitt, mindestens zwei pro Woche. Die zehn für Journalisten gefährlichsten Länder im Vergleich der vergangenen fünf Jahre (2008-2012) waren laut PEC die Philippinen (62 Tote), Mexiko (59), Pakistan (53), der Irak (39), Syrien (38), Somalia (37), Honduras (26), Brasilien (22), Russland (20) und Indien (16).