Der „Spiegel“ berichtet über die CDU, deren Mitglieder bei einer Krankenversicherung Rabatt bekommen. Auch andere Parteien werben so.
Berlin. (dapd). Vereine tun es, Parteien tun es, Gewerkschaften auch: Sie locken Mitglieder mit Sonderkonditionen bei Reisen, Autobestellungen oder Konzertbesuchen. Am Sonntag berichtete der „Spiegel“ über die CDU, deren Mitglieder bei der Krankenversicherung AXA fünf Prozent Rabatt bekommen. Die Partei steht damit allerdings nicht alleine. Auch SPD und FDP werben mit Preisnachlässen um Mitglieder.
Die Parteizentrale im Konrad-Adenauer-Haus bestätigte am Sonntag auf dapd-Anfrage, dass die CDU Deutschlands 1999 einen „normalen Gruppenversicherungsvertrag“ mit der AXA (damals AXA Colonia Krankenversicherungs AG) geschlossen habe, der allen CDU-Mitgliedern offen stehe. Die Partei selbst genieße hiervon keine Vorteile, „sondern alleine die Versicherten profitieren von den Konditionen“. Daher handele es sich auch nicht um Sponsoring oder Parteienfinanzierung.
Die CDU hat rund eine halb Million Mitglieder, nach Parteiangaben hatten im Januar 2012 nur 243 Mitglieder entsprechende Versicherungsverträge mit der AXA. Weiter hieß es im Konrad-Adenauer-Haus: „Vergleichbare Angebote haben wir übrigens auch von Vodafone und T-Mobile für unsere Mitglieder im Angebot. Auch hier handelt es sich um die Standard-Verträge dieser Unternehmen, die für sehr viele Gruppen, Vereine und Verbände angeboten werden.“
Auch ver.di lockt mit Preisnachlässen
Anfang 2010 wurde bekannt, dass FDP-Mitglieder von einem Gruppenvertrag ihrer Partei mit der privaten Deutschen Krankenversicherung AG (DKV) profitieren. Dieses Angebote sei eine Maßnahme zur Mitgliederbindung, hieß es damals. Im Februar 2011 beschäftigte das Thema den Bundestag. Finanzstaatssekretär Hartmut Koschyk (CSU) erklärte dort auf Nachfrage des damaligen SPD-Abgeordneten Peter Friedrich, eine Notwendigkeit, gegen Gruppenversicherungsverträge vorzugehen, sei für die Bundesregierung nicht ersichtlich.
Die SPD bietet Mitgliedern zwar keinen Rabatt bei Krankenversicherungen an, aber auch die Sozialdemokraten können billig: Sie offerieren unter anderem „Leistungsstarke Vorteile für SPD-Mitglieder“ bei einem Automobilclub. SPD-Mitglieder fahren auch „günstig mit der Bahn“ und sie bekommen „als Partner des gewerkschaftlichen Ferienwerkes .... zu Sonderkonditionen hervorragende Reiseangebote“. Linke und Grüne hingegen setzen offenbar voll auf politische Inhalte und verzichten auf Sonderkonditionen.
In anderen Bereichen ist die Vielfalt groß. So bietet ver.di 20 Prozent Preisnachlass beim Besuch der Status-Quo-Konzerte in Regensburg oder München an, die Gewerkschaft ist auch im Gesundheitssektor unterwegs. „Die Krankenzusatzversicherung unseres Partners DBV kann die Lücken abdecken, die durch die Änderungen der Gesetzlichen Krankenversicherung oder Heilfürsorge auf Sie zukommen könnten“, heißt es auf der Internetseite verdi-mitgliederservice.de.
Beim Deutschen Bauernverband „profitieren die Mitglieder von attraktiven Nachlässen beim Neuwagenkauf“. Darüber hinaus habe der Verband „Vereinbarungen mit Unternehmen aus den Bereichen EDV und Büroausstattung, Großhandel, Mineralöl, Reifen und Autoservice, Versandhandel sowie Telekommunikation geschlossen, die den Mitgliedern erhebliche Vergünstigungen und Preisvorteile verschaffen.“
Die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland nahm im Frühjahr eine entsprechende Entscheidung der Bahn zum Anlass, ein Ende aller Journalistenrabatte in der Privatwirtschaft zu fordern.